Eine Frau soll für Syriens Islamisten das Finanzsystem retten
n-tv
Die Ernennung von Maysaa Sabrin zur Chefin der syrischen Zentralbank ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Die islamistischen Herrscher setzen erstmals auf eine Frau auf diesem Posten. Die Herausforderungen, vor denen die neue Währungshüterin steht, sind nahezu unüberwindbar.
Die Startvoraussetzungen für Maysaa Sabrins neuen Job könnten kaum übler aussehen. Zum Jahreswechsel, knapp einen Monat nach dem Sturz des langjährigen Diktators Baschar al-Assad, übertrug die von der islamistischen Rebellengruppe HTS getragene Übergangsregierung Sabrin die Leitung der syrischen Zentralbank. Für jeden Versuch, die weitgehend zusammengebrochene syrische Wirtschaft zu stabilisieren und die Not der Bevölkerung zu lindern, spielt die nun erstmals von einer Frau geführte Zentralbank eine zentrale Rolle. Doch nach dem jahrelangen Bürgerkrieg, Korruption und Misswirtschaft fehlen Sabrin und ihren Mitarbeitern fast alle Mittel, die sie für diese Aufgabe bräuchten.
Dass in den letzten Kriegstagen der Sitz der Zentralbank gestürmt und teilweise geplündert wurde, dürfte zu den kleineren Problemen der neuen Notenbankerin gehören. Der Kurs des syrischen Pfunds ist seit Beginn des Bürgerkriegs 2011 um mehr als 99 Prozent eingebrochen. Der offizielle Wechselkurs liegt aktuell bei mehr als 12.000 Pfund für einen US-Dollar. Das Pfund sei schlicht wertlos, gab Interimsregierungschef Muhammad al-Baschir kürzlich in einem Interview zu Protokoll. Gleichzeitig lägen die Reserven der Zentralbank in anderen Währungen - vor dem Krieg geschätzte 18 Milliarden Dollar wert - "bei null".