
Dracula, Blutdurst und Ungläubige
n-tv
In Berlin ist noch bis April eine Ausstellung zu sehen, die dem Vampirismus huldigt, der vor bereits über 100 Jahren in Deutschland ein phänomenales Denkmal mit dem Stummfilm "Nosferatu" bekam. Nach irdischen Gesetzen und dem Urteil der damaligen Justiz dürfte es den Film gar nicht geben.
Manche Menschen glauben an Vampire wie Kinder an den Weihnachtsmann. Für sie gilt: Sie lieben den Übergang vom Tag zur Nacht. Sie haben Fantasien von Wesen und Welten jenseits der rationalen irdischen Existenz. Sie wollen teilhaben an der Magie - und wenn auch nur durch einen Lifestyle mit Partys, einem bestimmten Dekor und vielen Ritualen, die wir in diesen weihnachtlichen Wochen wieder alle erleben können. Wer nun im Lichte des prächtigen Weihnachtsfestes den Vampirismus als einen kulturellen Trend oder gar als verschrobenes Nischenprogramm abtun will, wird der Größe und der Bedeutung des Genres nicht gerecht.
Die Einschätzung wäre noch hinterwäldlerischer als alles, was "Transsilvanien" zu bieten hat - jene legendäre Region nördlich der Karpaten, die ein offizieller Teil von Rumänien ist und deren lateinischer Name "jenseits des Waldes" bedeutet.
Transsilvanien gilt als Heimat der Vampire, weshalb dort in Gästezimmern Knoblauch hängt oder die Burg Bran als Stammsitz von Graf Dracula angepriesen wird - obwohl es dafür kein Zeugnis gibt. Eine knappe Million Besucherinnen und Besucher will dort nicht die Wirkungsstätte einer historischen Figur sehen, die "einmal war", sondern einen Vampirfürsten, der "noch ist". Eben diese Illusion einer Existenz erinnert an kindliche Projektionen auf den Weihnachtsmann.