
Die unheimlichen Parallelen zwischen 1923 und 2023
n-tv
Geldentwertung, Hasstiraden auf politische Gegner, soziale Not und irrationale Erklärungsversuche: Wer sich mit der Weimarer Republik befasst, stößt auf mehr oder weniger krasse Ähnlichkeiten mit der heutigen Zeit. Das ist alarmierend - und dennoch gibt es auch bedeutende Unterschiede.
Wer die Aufforderung erblickt, wird sich unweigerlich an die Diskussionen des vergangenen Winters erinnert fühlen. "Die Patienten werden gebeten, infolge der Kohlennot zur Heizung des Wartezimmers bei jedem Besuch ein Brikett mitzubringen", heißt es auf dem Schild in der Praxis eines Dr. med. Wagner. Überliefert ist der Appell durch ein Foto, das in dem Buch "Außer Kontrolle" des Historikers Peter Longerich abgebildet ist. Es ist eines von mindestens acht Werken, die das Jahr 1923 behandeln und all die Parallelen zu unserer Zeit aufzeigen, die einen erschaudern lassen, auch wenn es gravierende Unterschiede gibt.
Der größte von allen ist wohl: Die Weimarer Republik - in der Stadt in Thüringen wurde 1919 die erste demokratische Verfassung Deutschlands ausgearbeitet - war damals vier Jahre alt. Im Gegensatz zu unserer Zeit konnte von einer gefestigten parlamentarischen Demokratie nicht die Rede sein. Die Lust, die Regierung in Berlin durch Putsch oder Staatsstreich zu stürzen, um eine gemäßigte oder knallharte Diktatur einzurichten, war weit verbreitet, nicht nur unter Extremisten, sondern auch unter Rechts- und Erzkonservativen sowie in der Wirtschaft. Die generelle Bereitschaft, Gegner zu verletzen und zu töten, war außerdem immens.
Dennoch gibt es mehr oder weniger krasse Ähnlichkeiten zwischen 2023 und 1923, die hier durch einige wenige Sätze aus Longerichs Buch verdeutlicht werden sollen. Da wäre die für Zeitgenossen "kaum durchschaubare, dynamische Wechselwirkung zwischen den verschiedenen Krisenherden", "die Abkehr der Bevölkerungsmehrheit von den demokratischen Parteien", aber auch "die Schwierigkeiten der Regierungsbildung", "die Spaltung der Gesellschaft in sich unversöhnlich gegenüberstehende Lager" und "das Anwachsen des rechten und linken Extremismus mit seinen erheblichen Gewaltpotentialen" oder auch die Suche nach Erklärungen und Lösungen, "die der Sphäre des Irrationalen zuzurechnen sind". Wenn man das Buch liest, wird es einem schon mal angst und bange.

Parlamentswahlen stehen an. Ein klarer Sieger zeichnet sich ab. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Rechtsextremisten setzen eine Terrorwelle in Gang, die Opfer fordert und Ängste schürt. Politische Machtspiele, dunkle Geheimnisse - und zwei Polizisten mittendrin: Das ist ein brandaktueller Politthriller aus Norwegen.