
Die Tagebücher des Mafiabosses Messina Denaro
n-tv
Matteo Messina Denaro zählte zu den gefährlichsten Bossen der Mafia. In einem seiner vielen Verstecke finden die Ermittler Tagebücher. Gerichtet sind sie an seine Tochter Lorenza, die den Vater erst nach der Verhaftung kennenlernt.
Eigentlich ist ein Tagebuch etwas für eher sensible Seelen. Dass ein Mafiaboss sich eines zulegt, hört sich wie ein Widerspruch an. Dem ist aber nicht so. In einem der Verstecke von Matteo Messina Denaro haben die Ermittler drei Tagebücher gefunden, die er für seine Tochter Lorenza führte. Der italienischen Zeitung Corriere della Sera zufolge, schreibt er darin, sich auf die zu seiner Festnahme dienenden Phantombilder beziehend: "Da sehe ich aus, als wäre ich 86 Jahre und 5 Monate alt, wo ich gerade 44 geworden bin."
Ein Jahr ist seit der Verhaftung von Matteo Messina Denaro verstrichen. Es war der 16. Januar, als ihm die Sicherheitskräfte in einer Privatklinik in Palermo Handschellen anlegten. Dort hatte er sich unter falschem Namen einer Chemotherapie unterzogen, er litt an Darmkrebs im Endstadium. Am 25. September starb er. Wer weiß, wie viele Geheimnisse er mit ins Grab genommen hat?
Messina Denaro gehörte zu den Mafiosi, die in den 1990er-Jahren dem Staat den Krieg angesagt hatten. Er ließ zig Attentate verüben, bei denen unter anderem der Richter Giovanni Falcone und seine Frau Francesca Morvillo, sein Kollege und Freund Paolo Borsellino und ihre Leibwächter ums Leben kamen. Bis zu seinem letzten Atemzug hat Messina Denaro geschwiegen. Bei einer Vernehmung kurz nach seiner Verhaftung sagte er, er werde nie ein "infame", auf Deutsch "Niederträchtiger", sein, nie jemanden verraten.