Die Kinder haben Besseres verdient
n-tv
Besonders "schwierige" Kinder, die durch alle Raster von Kinder- und Jugendhilfe fallen und nur noch von einer Institution zur nächsten weitergereicht werden, heißen im Fachjargon Systemsprenger. Der "Tatort" erweist ihnen einen Bärendienst.
Marlon ist wütend. Verdammt wütend. Mit der Kamera in seinem Rücken und einer diabolischen Energie rauscht der Neunjährige mit dem Ninja-Rucksack in sein Schulgebäude, als wäre der Punisher auf seinem finalen Rachefeldzug. Dass gleich irgendwas Schlimmes passieren wird, ist schon klar, nur noch nicht, was. Minuten später ist der Junge dann tot, und der neue "Tatort" direkt auf Betriebstemperatur. Aber alte Grundregel: Ein guter Anfang macht noch keinen guten "Tatort", vor allem nicht, wenn er aus Ludwigshafen kommt. Und das ist bei "Marlon" nicht anders.
Leider, muss man dazusagen, denn das Thema, das der Fall behandelt, ist ein außerordentlich wichtiges: Marlon ist ein sogenannter Systemsprenger, also ein verhaltensauffälliges Kind, das so "schwierig" zu handeln ist, dass es durch alle Raster fällt und von einer Institution zur nächsten durchgereicht wird, was das Problem natürlich nicht verbessert. Die Anführungszeichen deshalb, weil man es sich mit dem Begriff "schwierig" zu einfach macht: Systemsprenger kommen nicht aus dem Nichts, sie sind wie wir alle auch zu einem großen Teil ein Produkt ihrer Umwelt - und von den oft überforderten Eltern über die Schule bis hin zu den diversen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe weiß einfach eben (noch) niemand so wirklich Bescheid, wie man diesen Kindern richtig und nachhaltig helfen kann.
Das Thema ist also, um den Bogen zu schlagen, eines, das es verdient, besonders feinfühlig und differenziert erzählt zu werden. Und das ist nun wirklich nicht die große Stärke des SWR-Teams um Kommissarin Odenthal (Ulrike Folkerts), das eher einen Hang zum Übererklären und Vorkauen hat. Das ist auch in "Marlon" nicht anders: Es gibt jede Menge unempathische Eltern, einen überfürsorglichen Sozialarbeiter und brüllende und tobende Kinder im Überfluss. Grauzonen gibt es dafür so gut wie keine - dabei würden genau die gebraucht, um das Problem auch nur annähernd zu erfassen. Stattdessen erklären sich die beiden Ermittlerinnen bei ausgedehnten Autofahrten einfach nochmal, was die vielen holzschnittartig angelegten Charaktere gerade gemacht haben.
Schon als sie sich seinerzeit zum Song "Dirrty" rekelte, gab sich Christina Aguilera wenig subtil. Gut und gerne zwei Jahrzehnte später lässt es die Sängerin sogar noch offensiver angehen. In einem Podcast spricht sie hemmungslos über Vibratoren, Gleitgel, Sex im Flieger und darüber, was sie "geil" macht.
Worin sind sich Linke, Rechte, Migrationshintergründler, Kartoffeln, Islamisten und Queere, Neonazis, Berufszonis und DekolonialistInnen einig? Dass die Juden an allem schuld sind. Stimmt nicht? Kann schon sein, aber so steht es auf dem Buch "Sind Antisemitisten anwesend", das Lea Streisand, Michael Bittner und Heiko Wernin herausgegeben haben, nunmal auf der Klappe. Moment, das kommt Ihnen komisch vor? Ja, soll es auch, denn in diesem Buch kommen nicht nur die scharfzüngigsten und scharfsinnigsten, sondern auch die komischsten Autorinnen und Autoren, jüdisch und nicht-jüdisch, zu Wort. Darüber, wie man dem neuen und dem alten Antisemistismus die Stirn bietet, hat sich ntv.de mit der Schriftstellerin, Kolumnistin und Herausgeberin Lea Streisand unterhalten.