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Deutsch, deutscher, Alman
n-tv
Wer ein Alman ist, liebt Gartenzwerge und Fußball, teilt die Rechnung und hält die Sonntagsruhe in Ehren. Doch hinter dem ironischen Wort steckt mehr als ein Witz - es ist auch eine Art Selbstermächtigung.
Sie sind immer pünktlich, tragen weiße Socken in Sandalen und schreiben liebend gern Beschwerdezettel in Hausfluren: Almans. Die Bezeichnung für stereotype deutsche Spießbürger hat in den vergangenen Jahren einen Erfolgszug durch das Internet hingelegt - vom Hashtag und Meme bis hinein in die Popkultur und Wirtschaft. Die Betreiber des Instagram-Accounts "alman_memes2.0" haben aus dem Begriff fast schon eine Marke entwickelt - inklusive zwei Büchern, in denen es um das Kleinstadtleben der Familie Ahlmann geht. Der zweite Band der Reihe ist nun erschienen.
Doch der Ursprung des Wortes geht über reine Witze im Internet hinaus - und erzählt auch eine gesellschaftliche Geschichte, von Selbstermächtigung und Identität. Das Wort stammt aus dem Türkischen und heißt dort einfach "deutsch" oder auch "Deutscher". Neben der reinen Übersetzung sei Alman vor allem eine "ironische Bezeichnung für Menschen, die als besonders pünktlich, spießig, prinzipientreu und pingelig gesehen werden - Eigenschaften, die im Alltagsverständnis als besonders "deutsch" gelten", sagt Cihan Sinanoglu, der am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) in Berlin zu Rassismus forscht.
Doch neben der lustigen Verwendung habe das Wort auch eine andere Dimension. "Diesen Begriff zu verwenden, ist auch eine Form der Selbstermächtigung von migrantischen und migrantisierten Jugendlichen", sagt der Sozialwissenschaftler. "Sie drehen damit den Vorgang der Zuschreibung um. Sonst sind sie es ja immer, denen pauschal bestimmte Eigenschaften zugeschrieben werden."