Cannabis als Medizin: „Das Potenzial ist viel größer als angenommen“
Frankfurter Rundschau
Der Arzt Konrad Cimander arbeitet in der Praxis mit Cannabinoiden und setzt sich für einen breiteren Einsatz in der Medizin ein.
Herr Cimander, Sie sind Gründer des Kompetenzzentrums für Cannabis-Medizin in Hannover und forschen seit fast 20 Jahren zu diesem Thema. In den letzten Jahren hat sich auf diesem Gebiet viel getan. Wie ist der aktuelle Stand – und bei welchen Beschwerden dürfen Cannabinoide heute verschrieben werden? Ich habe Cannabinoide schon vor Jahrzehnten eingesetzt zur Linderung von Beschwerden meiner HIV-Patienten und setze mich seit langem für die Entkriminalisierung dieser Mittel ein. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als der Bundestag 2017 das Gesetz „Cannabis in der Medizin“ beschlossen hat, das die Verschreibung über ein Betäubungsmittelrezept in „begründeten Einzelfällen“ zulässt. Ich war damals auch sehr überrascht, dass alle Indikationen freigegeben wurden für die empirische Datensammlung. Derzeit laufen weltweit mehr als 600 Studien zum Thema Cannabis in der Medizin. Die mehr als 10 000 Datensätze, die beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte bereits eingegangen sind, zeigen, dass zwei Drittel der Patienten, die Cannabis als Therapie genehmigt bekamen, unter chronischen Schmerzen leiden. Darunter sind viele, bei denen keine andere Behandlung mehr hilft. Noch vor einigen Jahren hieß es, das Potenzial von Cannabinoiden bei der Schmerzbehandlung sei nicht so groß und beschränke sich vor allem auf krampfartige Schmerzen.More Related News