Branche kritisiert lange Verfahren für Strom aus Wasserkraft
n-tv
In Nordrhein-Westfalen könnte viel mehr Strom aus Wasserkraft gewonnen werden, meint der Ökoenergieverband LEE. Etwa an Talsperren.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Der Ökoenergie-Verband LEE hat die nordrhein-westfälische Landesregierung aufgefordert, mehr für die Stromerzeugung aus Wasserkraft zu tun. "Ein Ausbau der Wasserkraft findet in Nordrhein-Westfalen nicht mehr statt", bemängelte der Landesverband Erneuerbare Energien NRW am Dienstag laut Mitteilung. 2023 seien landesweit nur drei Anlagen mit zusammen 0,7 Megawatt Leistung ans Netz gegangen. "Bei solchen Zahlen verbietet es sich, von Ausbau zu sprechen", erklärte der Verbandsvorsitzende Hans-Josef Vogel. Ende 2022 gab es in NRW laut Energieatlas Wasserkraftanlagen mit einer Leistung von 229 Megawatt.
Wasserkraftanlagen seien heute nachhaltig und fischfreundlich und genössen hohe Akzeptanz, argumentierte Vogel. Diese Neubewertung der Wasserkraft sei bei den Genehmigungsbehörden im Land aber noch nicht angekommen. Die gesetzliche Bearbeitungsfrist betrage abhängig von der Anlagengröße zwischen ein und zwei Jahren. "Es ist aber ein Unding, dass potenzielle Investoren in NRW nach wie vor ein Jahrzehnt und länger auf die behördliche Zustimmung warten", kritisierte der Verbandsvorsitzende. Von der Landesregierung erwarte der LEE daher, "endlich klare Weisungen an die Wasserbehörden zu erteilen und die vorhandenen Potenziale für die Wasserkraftnutzung anzupacken".
Das am schnellsten nutzbare Potenzial liege in der Modernisierung bestehender Standorte etwa durch Austausch von Getrieben oder Generatoren. Weiteres Potenzial liege im Neubau von Anlagen an bestehenden Staustufen. Mit den rund 480 Anlagen werde nur an knapp vier Prozent der Querverbauungen in den NRW-Gewässern die Wasserkraft genutzt. Zusätzliche Potenziale für die Wasserkraft bestünden auch an den 81 Talsperren in NRW. Derzeit werde die Wasserkraft nur an knapp 40 dieser Talsperren genutzt.