Bernd Witte: „Martin Buber und die Deutschen“ – Der Philosoph des Dialogs
Frankfurter Rundschau
Von den spätromantischen Ausläufern bis zur wahrlich eigentümlichen Beziehung zu Heidegger: Bernd Wittes überzeugendes und keineswegs unkritisches Buch über „Martin Buber und die Deutschen“.
Nach wie vor – und durchaus zu Recht – gilt der 1878 geborene Philosoph Martin Buber als eine der großen Gestalten deutsch-jüdischer Versöhnung. War er doch einer der ersten prominenten jüdischen Männer, die vergleichsweise früh, 1953, aus Israel nach (West-)Deutschland kamen, um hier zu sprechen und öffentlich zu wirken. Getragen wurde diese kulturpolitische Versöhnungspraxis nicht zuletzt von seiner Philosophie des „Zwischen“, des Dialogs, genauer gesagt der „Ich-Du“ Beziehung.
Dem hat der Herausgeber der 21 Bände zählenden Gesamtausgabe seiner Werke, der Düsseldorfer Germanist Bernd Witte, nun eine ebenso überzeugende wie bestens lesbare Monographie gewidmet. „Martin Buber und die Deutschen“ setzt sich ebenso präzise wie urteilsfreudig mit Buber und seinem Werk auseinander, was angesichts des Umstandes, dass zumal kritische Köpfe Buber noch immer ablehnend gegenüberstehen; was nicht zuletzt daran liegt, dass ein anderer wirkmächtiger Philosoph der Nachkriegszeit, Theodor W. Adorno, Martin Buber in seiner Schrift „Jargon der Eigentlichkeit“ mindestens kritisiert, wenn nicht gar verächtlich gemacht hat.
Tatsächlich kann Witte zeigen, dass der 1878 geborene Buber zumal in seinen Anfängen, also vor dem Ersten Weltkrieg, in seinen frühen, dem Chassidismus gewidmeten Geschichten sowie dem noch immer unbekannten „Daniel. Gespräche von der Verwirklichung“ entscheidend von Stil und Haltung von den Ausläufern der deutschen Spätromantik geprägt war. Bediene sich Buber doch – so Witte – zumal in seinen Versuchen, eine eigenständige, kulturzionistische Identität zu prägen „in verstärktem Masse der Vorstellungen und Begriffe, die er aus der zeitgenössischen Diskussion im deutschsprachigen Kulturraum übernimmt“.