Ist Thermalwasser ein natürliches Heilmittel oder Wellness-Mythos?
Frankfurter Rundschau
Von der Linderung von Hautproblemen bis zur Stressreduktion – Thermalwasser verspricht viele Vorteile. Aber wie wirksam ist es wirklich?
Seit Jahrhunderten wird Thermalwasser als natürliches Heilmittel geschätzt. Von den römischen Bädern bis zu modernen Wellness-Einrichtungen vertrauen viele Menschen auf die wohltuende Wirkung des warmen Wassers. Es soll das Hormon- und Immunsystem positiv beeinflussen, die Gefäßfunktion verbessern, Hautprobleme lindern und Stress reduzieren. Doch was steckt hinter diesen Versprechungen? Hier sind die wichtigsten Informationen zu den Wirkungen von Thermalwasser.
Thermalwasser ist eine Wasserquelle, auch als Thermalquelle bekannt, deren Temperatur beim Austritt aus dem Boden mindestens 20 Grad Celsius erreicht. Es gibt einen Unterschied zwischen warmem und heißem Thermalwasser, wobei Quellen ab 50 Grad Celsius als heiß gelten. Aufgrund der extremen Bedingungen können weder Pflanzen noch Tiere in Thermalwasser überleben, weshalb die Quellen und ihre natürlichen Becken meist ohne Bewuchs sind.
Das Wasser enthält eine hohe Konzentration an gelösten Mineralstoffen und Spurenelementen, die deutlich über der von normalem Grundwasser liegt. Zu den häufigsten Mineralien gehören Kalzium, Bikarbonat, Silikate, Eisenverbindungen, Natrium- und Magnesiumsalze, Schwefelverbindungen und Metalle. Je nach chemischer Zusammensetzung werden Thermalbäder in Kategorien wie Sulfat-, Bikarbonat-, Chlorid- und Sulfidbäder eingeteilt. Die geografische Lage einer Quelle bestimmt die spezifischen Eigenschaften und die Wirksamkeit, da jede Quelle eine einzigartige Kombination physikalischer und chemischer Merkmale aufweist.
Das Baden in Thermalwasser, auch als Balneotherapie bekannt, unterscheidet sich von der Hydrotherapie, bei der nur Leitungswasser verwendet wird. Die positiven Effekte der Balneotherapie werden vor allem der spezifischen Zusammensetzung des Thermalwassers zugeschrieben. Eine Analyse von medizinischen Manuskripten aus dem 10. bis 19. Jahrhundert, die 2019 veröffentlicht wurde, legt nahe, dass die Mineralien im Thermalwasser über die Haut aufgenommen werden können. Dies kann unter anderem die Symptome von Schuppenflechte lindern.
Eine Studie aus dem Jahr 2018 legt nahe, dass Thermalwasser das Hautmikrobiom – das Gleichgewicht zwischen gesunden und schädlichen Bakterien – unterstützen kann. Dies kann helfen, Entzündungen bei Erkrankungen wie Ekzemen zu reduzieren.