
Als Goethe sein Sabbatical in Rom plante
n-tv
Lust auf ein Sabbatical? Bereits Goethe machte es vor: Ausgebrannt vom Beruf flieht er nach Italien, wird danach wieder kreativ. Sehr modern lebte der Dichter in einer Künstler-WG mitten in Rom. Heute ist die Wohnung namens "Casa di Goethe" das einzige deutsche Museum im Ausland.
Die Stopptaste drücken, jetzt oder nie. Raus aus dem Job, am besten gleich mehrere Monate. Nicht nur sagen "Ich bin dann mal weg", es machen. Ein weltberühmtes Vorbild in Sachen Sabbatical ist Johann Wolfgang von Goethe. Er verschwand einfach so für knapp zwei Jahre nach Italien. Das hinterließ nicht nur in seinem eigenen Kopf Spuren, sondern auch in seinem Werk. Goethes Auszeit können Neugierige direkt in seiner ehemaligen Wohngemeinschaft in Rom ergründen. Unweit der eleganten Piazza del Popolo und der Spanischen Treppe befindet sich in der Via del Corso 18 die "Casa di Goethe", ein verstecktes Museums-Juwel, das funkeln und besucht werden will.
In diesem Haus war Goethes bescheidenes WG-Zimmer. "Wir haben eine Toplage, sind mittendrin im historischen Zentrum", verrät Museumschef Gregor H. Lersch ntv.de beim Besuch in Rom. "Allerdings ist es keine touristische Straße, hier gehen die Römer shoppen." Über Schaufenstern mit Taschen, Tüchern und Schuhen wehen große dunkelrote Fahnen. Sie weisen auf die gewichtigen Räume hin, die sich auf zwei Stockwerken verteilen. Durch eine schwere Holztür geht es über eine Marmortreppe in den ersten Stock und die "Casa di Goethe", dem einzigen deutschen Museum im Ausland.
Als Goethe seinem Job als Geheimrat voller administrativer Aufgaben rund um Straßenbau und Steuerangelegenheiten in Weimar den Rücken kehrt, ist er ein mittelalter Mann. Berufliche Verpflichtungen, eine unerfüllte Liebe und vielfältige innere Zwänge blockieren ihn beim Schreiben. Seine alles verändernde Auszeit trat der Dichter kurz nach seinem 37. Geburtstag im Herbst 1786 an. Heimlich, alias Johann Philipp Möller, reiste er per Pferdekutsche fünf Wochen die 1500 Kilometer nach Rom.