Zum 450. Geburtstag von Johannes Kepler: Die Schönheit des Ganzen
Frankfurter Rundschau
Alles eine Frage der Berechnung: Vor 450 Jahren wurde Johannes Kepler geboren.
Keplers Geburtsort ist Weil der Stadt, das heute im Kreis Böblingen in Baden-Württemberg liegt. Vom 1. Januar 2022 an wird er Keplerstadt Weil der Stadt heißen. Der Protestant Johannes Kepler, am 27. Dezember 1571 geboren, 1630 gestorben, hatte zunächst Theologe werden wollen. Aber dann sah er sich selbst, wie er einmal sagte, als einen „Priester Gottes, der das Buch der Natur studiert“.
Man versteht die moderne Physik nicht, wenn man sie nicht auch als eine christliche Wissenschaft begreift. Der Versuch, zum Beispiel die unterschiedlichen Bewegungen der Himmelskörper nicht nur zu beobachten und aufzuzeichnen, sondern aus einheitlichen, mathematisch formulierbaren Gesetzmäßigkeiten abzuleiten, lässt deutlich die Idee von dem einen großen Gott durchscheinen, der alles geschaffen hat, der alles erhält, „so wie es sich selber gefällt“. Das Buch der Natur ist in einfacher Sprache geschrieben. Die Komplikationen, die wir zu erkennen glauben, sind das Werk unserer Unvernunft.
Nikolaus Kopernikus (1473–1543) soll der Legende zufolge auf seinem Sterbebett sein gerade erst endlich gedrucktes Buch in Händen gehalten haben, „De revolutionibus orbium coelestium“ (Über die Umwälzungen der Himmelskreise). Darin hatte er festgehalten: „In der wahren Mitte von allem residiert die Sonne“. So hatte er allen Planeten ihren Ort anweisen können. Es war nicht mehr nötig, für jede Planetenbewegung eine eigene Sphäre zu bemühen.