„Regionen werden zu temporären Treibhäusern“ – auch Deutschland ist betroffen
Frankfurter Rundschau
Unerklärliche Hitze-Hotspots, die von Klimamodellen nicht vorhergesagt werden, beschäftigen die Forschung. Auch Deutschland ist in einer betroffenen Region.
Frankfurt – Das Jahr 2023 war das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen – und 2024 könnte noch heißer werden. Doch neben den kontinuierlich steigenden Durchschnittstemperaturen in den letzten Jahrzehnten gibt es auch rekordverdächtige extreme Hitzewellen. Nun zeigt eine neue Studie, dass einige Regionen der Erde durchweg stärker von extremen Temperaturen betroffen sind als andere – und dass Klimamodelle das in diesem Ausmaß nicht vorhersagen.
„Hier geht es um extreme Trends, die das Ergebnis physikalischer Wechselwirkungen sind, die wir vielleicht nicht ganz verstehen“, erklärt der Hauptautor der Studie, Kai Kornhuber vom International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) in Österreich. „Diese Regionen werden zu temporären Treibhäusern“, betont der Forscher in einer Mitteilung.
Die Studie analysiert Hitzewellen der vergangenen 65 Jahre und identifiziert Regionen, in denen die extreme Hitze deutlich schneller zunimmt als die typischen Temperaturen der warmen Jahreszeit insgesamt. Diese extremen Hitzewellen traten vor allem in den letzten fünf Jahren auf, einige davon aber auch in den frühen 2000er Jahren oder früher. Veröffentlicht wurde die Arbeit im Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS).
Die Weltkarte, auf der die unerklärlichen Hitze-Hotspots eingezeichnet sind, zeigt, dass sie vor keinem Kontinent haltmachen. Zu den schlimm getroffenen Regionen zählen unter anderem Zentralchina, Japan, die arabische Halbinsel, Ostaustralien, Teile Südamerikas und die Arktis. Besonders „intensiv und konsistent“ seien jedoch die Signale aus dem Nordwesten Europas, heißt es weiter. Dort vor allem betroffen: Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die Niederlande.
Im September 2024 seien in Österreich, Frankreich, Ungarn, Slowenien, Norwegen und Schweden neue Temperaturrekorde dokumentiert worden, genau wie im Südwesten der USA. In diesen Regionen steigen die extremen Temperaturen der Studie zufolge schneller als die durchschnittlichen Sommertemperaturen – und zwar mit einem Tempo, das viel höher ist als das, was moderne Klimamodelle in den vergangenen Jahrzehnten vorhergesagt haben.