Wo Südafrikas Ex-Präsident Jacob Zuma noch als Held gefeiert wird
Frankfurter Rundschau
Die Nachricht von Ex-Präsident Zumas Verhaftung entfachte Proteste in den Provinzen der Zulu. Unser Korrespondent hat die Menschen in der Stadt Nongoma besucht.
Nongoma - „Mach dir keine Sorgen“, sagt Sabelo Ngema, als er mich zur Hochzeit eines seiner 24 Neffen mitnimmt: „Das ist alles nur ein Spiel.“ Auf einem Hügel mit atemberaubendem Blick über das Zululand kniet ein gutes Dutzend in Felle gekleideter junger Männer im hohen Gras und stößt heisere Kriegslaute aus. Ein mit Speer und Schild bewaffneter Mann stampft einen wilden ruckartigen Tanz, wirft ein Bein in die Höhe und schlägt mit dem Holzspeer auf seinen Kuhhaut-Schild, dass es wie ein Schuss über die Hügel knallt.
In respektvoller Entfernung kauert eine Gruppe junger Frauen, sie tragen bunte Perlencolliers über weißen Büstenhaltern. Als Ausdruck ihrer Genugtuung geben auch sie immer wieder schrille Schreie von sich. In ihrer Mitte sitzt die verschleierte Braut. Nach dem Kriegstanz begibt sie sich zu ihrem künftigen Gemahl und kniet ehrfurchtsvoll vor ihm nieder. Dann zieht sie sich wieder zu der Frauengruppe zurück, nur um wenig später mit einem stürmischen Beutezug vom Bräutigam entführt zu werden. Jubelrufe unter den Männern: Die Braut ist erobert, die Ehe geschlossen, der Durst wird mit selbstgebrautem Bier gestillt.
Sabelos Warnung war nicht wirklich nötig: Wer zu einer Hochzeit im Land der Zulu geladen ist, erwartet keine Romantik. Das mit zwölf Millionen Angehörigen größte Volk Südafrikas ist in aller Welt als kriegerisch bekannt. Seine Kämpfer wussten schon der britischen Kolonialmacht vor 150 Jahren in der Schlacht von Isandlwana eine seltene und empfindliche Niederlage beizubringen. Obwohl sich das Empire für die Blamage ausgiebig rächte, gelang es den europäischen Eindringlingen nie, das Königreich der Zulu wie das anderer einheimischer Völker auszuradieren.