Wie es zum Hitler-Stalin-Pakt kam
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Eigentlich sind sie Erzfeinde. Doch im August 1939 schließen Hitler und Stalin einen Vertrag und teilen im Geheimen Osteuropa untereinander auf. Für die westeuropäische Appeasement-Diplomatie ist es ein Desaster. Für Hitler wird dagegen der Weg zum Angriff auf Polen frei.
"'Mein Kampf' lehrt uns, dass Deutschland fest entschlossen ist, Europa zu beherrschen, koste es, was es wolle. Es bedarf jetzt einer kollektiven Gegenreaktion, ehe es zu spät ist", warnt Maxim Litwinow 1936 eindringlich in einer Rede vor dem Völkerbund. Anders als viele seiner Zeitgenossen ahnt der sowjetische Außenminister, dass Adolf Hitler ernst meint, was er in seinem Buch geschrieben hat.
Gehört wird Litwinow von der Weltgemeinschaft nicht. Noch nicht. Doch er soll Recht behalten. Drei Jahre später entfesselt Hitler den Zweiten Weltkrieg, der Millionen Menschen das Leben kostet und Teile Europas in Schutt und Asche legt. Dass der Beginn des Krieges nicht unausweichlich war, zeigt jedoch die Entstehung des Hitler-Stalin-Pakts vor 80 Jahren. Der Nichtangriffsvertrag zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland und der Sowjetunion unter Josef Stalin, der in den frühen Morgenstunden des 24. August 1939 unterzeichnet wird, macht den deutschen Überfall auf Polen wenige Tage später möglich.
Überraschend ist das eigentlich nicht. Den Krieg hat Hitler nicht nur in "Mein Kampf" vorausgesagt, sondern seit seinem Machtantritt Anfang 1933 auch konsequent vorbereitet. Schritt für Schritt höhlt er den Versailler Vertrag aus, indem er die deutsche Wiederaufrüstung vorantreibt. Ab 1938 folgt eine aggressive Expansionspolitik: Österreich wird an das Deutsche Reich angeschlossen. Kurz darauf bringt Hitler die Westmächte mit dem Münchner Abkommen dazu, das tschechische Sudetenland an Deutschland auszuliefern. Nur ein halbes Jahr später, im März 1939, besetzt die Wehrmacht kurzerhand auch den restlichen tschechischen Teil der Tschechoslowakei und installierte in der Slowakei ein prodeutsches Regime.