Weiteres Leck in Nord-Stream-Pipelines entdeckt
DW
An den Nord-Stream-Gaspipelines zwischen Russland und Deutschland in der Ostsee tritt an einer weiteren Stelle Gas aus. Das insgesamt vierte Leck befindet sich in der schwedischen Wirtschaftszone.
Schwedens Küstenwache hat nach eigenen Angaben ein weiteres Gasleck an den beschädigten Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee entdeckt. Die beiden Lecks in der schwedischen Wirtschaftszone lägen "nahe beieinander" im "selben Sektor", erklärte ein Verantwortlicher. Angaben dazu, warum das neue Leck erst jetzt entdeckt wurde, machte er nicht.
Schwedische Medien berichteten, dass sich das neu festgestellte Leck an der Pipeline Nord Stream 2 befinde. Die Küstenwache bestätigte diese Information jedoch zunächst nicht. Das andere Leck betraf Nord Stream 1. Die drei zuvor festgestellten Lecks befinden sich nahe der dänischen Insel Bornholm in den dänischen und schwedischen Wirtschaftszonen. Die Leitungen von Nord Stream 1 und 2 sind derzeit zwar nicht in Betrieb, aber mit Gas gefüllt.
Die dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hatte als Ursache der Lecks am Dienstagabend "vorsätzliche Handlungen" genannt, keinen Unfall. Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki sprach davon, dass es sich "wahrscheinlich um die nächste Eskalationsstufe" im Ukraine-Konflikt handele. Auch EU und NATO gehen von Sabotage aus. US-Außenamtssprecher Ned Price sagte, die US-Regierung wolle keine Mutmaßungen über mögliche Hintermänner einer Sabotage-Aktion anstellen, bis Untersuchungen an den Erdgasleitungen abgeschlossen seien.
Sicherheitsexperten vermuten Russland hinter dem mutmaßlichen Sabotageakt. "Das wirkt vordergründig natürlich etwas widersinnig, die eigenen Pipelines zu zerstören", sagte Johannes Peters vom Institut für Sicherheitspolitik der Universität Kiel. Es gebe aber durchaus gute Gründe dafür.
Ein Grund sei sicherlich, ein "starkes Signal" an Europa zu senden, vor allem an Deutschland und Polen, dass man dasselbe auch mit Pipelines machen könnte, die für die Versorgungssicherheit deutlich wichtiger seien, etwa die Pipelines aus Norwegen. Die ebenfalls verbreitete These, dass die USA die Lecks verursacht haben könnten, "um zu verhindern, dass Europa in einem kalten Winter doch zu den Russen zurückfindet", hält Peters indes für nahezu ausgeschlossen.