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Warum Putin gute Karten im Gas-Poker hat
n-tv
Der Gaspreis ist nicht allein wegen Russland so hoch - aber der Kreml hätte es in der Hand, ihn zu senken. Tut er aber nicht. Grünen-Chefin Baerbock spricht von einem Pokerspiel. Und dabei hat der russische Präsident gute Karten. Auch weil Deutschland sie ihm gegeben hat.
Seit Wochen blicken Verbraucher und Unternehmer auf den Gaspreis - wie weit wird er sich noch hinaufschwingen? Die Verbraucherzentrale rechnet vor, dass die Kosten pro Haushalt um 200 Euro steigen könnten. Eon vergibt keine neuen Gasverträge mehr und in Großbritannien sind schon mehrere Energieunternehmen Pleite gegangen. Da liegt es nahe, nach einem Schuldigen zu suchen. Grünen-Co-Chefin Annalena Baerbock meint, diesen im russischen Präsidenten gefunden zu haben - sie unterstellte Wladimir Putin, er spiele Poker mit der EU. Russland drossele die Gaslieferungen, damit Deutschland schneller die Pipeline Nord Stream 2 genehmigt.
Mit dieser Einschätzung steht sie nicht allein, wenn die Lage auch weitaus komplizierter ist. So sagt auch Russland-Experte Stefan Meister von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik: "Der Kreml versucht, die Notsituation zu nutzen, um schneller durch das Genehmigungsverfahren zu kommen." Ähnlich haben es zahlreiche Politiker im EU-Parlament formuliert und neben Baerbock auch andere Grüne, wie etwa der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Oliver Krischer. Doch Meister weist auch darauf hin, dass Russland hier lediglich eine Krise für sich zu nutzen versucht, sie aber nicht selbst herbeigeführt hat.