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Wagenplatz am Ostbahnhof in Frankfurt wird geräumt
Frankfurter Rundschau
Die Besetzerinnen und Besetzer der Brachfläche müssen bis zum 6. Dezember gehen, obwohl sie mit der Eigentümerin, der Hotelkette Premier Inn, in Verhandlung für eine Zwischennutzung standen.
Für die Bewohnerinnen und Bewohner des Wagenplatzes am Frankfurter Ostbahnhof wird es eng. In der vergangenen Woche wurde ihnen von der Eigentümerin des Grundstücks, der Hotelkette Premier Inn, mitgeteilt, dass sie das Gelände bis zum 6. Dezember verlassen sollen. Für die Wagenplatz-Crew kommt all das überraschend. Denn eigentlich sah es für sie gut aus, doch noch einige Monate dort zu verweilen. Sie standen mit der Eigentümerin in Verhandlung für eine Zwischennutzung, und die auf dem Gelände in den Büschen am Bahndamm lebenden und geschützten Mauereidechsen waren so etwas wie ihre Lebensversicherung. Weil die Eidechsen hier leben, durfte auch die Wagenplatzgruppe bleiben.
Doch nun sollen die Eidechsen umgesiedelt werden. Die Hotelkette hat dafür einen etwa 40 Zentimeter hohen Eidechsenzaun rund um den Bahndamm bauen lassen. Dazu erstellte der Biologe Günter Sonntag ein Gutachten. Außerdem wurden Hecken und Büsche abgeschnitten als „angeblichen Sicherheitsabstand zwischen dem Zaun und den am Bahndamm ausgesetzten Eidechsen“, sagt Bewohner „Dutt“. Die Besetzerinnen und Besetzer zweifeln jedoch, dass die Eidechsen artgerecht umgesetzt werden. Denn im Lebensraum der Tiere, auf dem Bahndamm, fänden gleichzeitig Bauarbeiten statt. „Dafür wurden 26 Bäume und Sträucher gerodet. Zwei Bäume haben sogar noch rote Markierungen“, sagt er. Auch Biologe Sonntag habe überrascht auf die Fällarbeiten reagiert und die Arbeiter gebeten, sofort aufzuhören.
„Dutt“ kritisiert, dass Sonntag nur viermal für jeweils 20 Minuten und insgesamt „keine eineinhalb Stunden“ auf dem Platz gewesen sei – und auch nicht an sonnigen Tagen. Denn bei schlechtem Wetter seien die Eidechsen nicht zu sehen. „Dutt“ und Mitbewohner „Rispe“ haben eher den Eindruck, dass das Gutachten im Sinne des Hotels erstellt wurde. „Wir hoffen, dass wir das Umweltgutachten einsehen können“, sagt „Dutt“.