US-Waffenlobby NRA hält Jahrestreffen ab
DW
21 Menschen wurden am Dienstag in einer Grundschule in Texas erschossen. Im selben Bundesstaat treffen sich jetzt Waffenfans aus den ganzen USA zum Austausch.
Die US-Waffenlobbyorganisation National Rifle Association (NRA) hält ihre dreitätige Jahreskonferenz in der Großstadt Houston ab. Zahlreiche Politiker der konservativen Republikaner haben ihren Besuch angekündigt, unter ihnen Donald Trump. Zuvor bekräftigte der frühere Präsident auf der von ihm mitbegründeten Social-Media-Plattform Truth Media, nach Houston reisen zu wollen: "Amerika braucht in diesem Moment echte Lösungen und echte Führung, nicht Politiker und Parteilichkeit." Deshalb werde er bei der Veranstaltung eine "wichtige Rede" halten. "In der Zwischenzeit beten wir alle weiter für die Opfer, ihre Familien und für unsere gesamte Nation", schrieb Trump weiter.
Ein Amokläufer hatte am Dienstag in einer Grundschule in Uvalde in Texas 19 Kinder und zwei Lehrerinnen getötet, bevor er von der Polizei erschossen wurde. Der 18-Jährige hatte legal zwei Sturmgewehre gekauft. Die Tat hat die Debatte über schärfere Waffengesetze in den USA erneut angefacht. US-Präsident Joe Biden sprach sich nach dem Massaker erneut mit Nachdruck dafür aus. Entsprechende Initiativen seiner Demokraten scheitern jedoch regelmäßig am Widerstand von Trumps Republikanern und an der mächtigen NRA.
Der Hersteller des Sturmgewehrs, das bei dem Amoklauf verwendet wurde, verzichtet indes auf die Teilnahme am Jahrestreffen. "Daniel Defense nimmt aufgrund der schrecklichen Tragödie in Uvalde, wo eines unserer Produkte auf kriminelle Weise missbraucht wurde, nicht an der NRA-Tagung teil", erklärte das Unternehmen am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Daniel Defense hatte zuvor bereits seine volle Unterstützung bei den Ermittlungen zu dem Massaker vom Dienstag zugesagt.
In den USA haben Schusswaffen inzwischen Autounfälle als häufigste Todesursache bei Kindern und Jugendlichen abgelöst. Offiziellen Daten der Gesundheitsbehörde CDC aus dem Jahr 2020 zufolge starben insgesamt 4368 Kinder und Jugendliche bis 19 Jahren durch Schusswaffen. Die Zahlen waren vergangene Woche in einem Schreiben an das Fachmagazin "New England Journal of Medicine" veröffentlicht worden. Bei den meisten Todesfällen durch Schusswaffengebrauch handelt es sich um Suizide. Schulmassaker wie in Uvalde machen nur einen kleinen Teil der Todesfälle durch Schusswaffen im Kindesalter aus. Bei Jungen war die Wahrscheinlichkeit, durch eine Waffe zu sterben, sechsmal höher als bei Mädchen.
Holden Thorp, Chefredakteur der führenden Fachzeitschrift "Science", forderte in einem Leitartikel vom Donnerstag mehr Forschung über die Auswirkungen des Waffenbesitzes auf die öffentliche Gesundheit, um eine Änderung der Politik zu erreichen. "Wissenschaftler sollten nicht tatenlos zusehen, wie andere diese Sache ausfechten", schrieb er. Thorp argumentierte, dass schwere psychische Erkrankungen, die oft für Schusswaffenangriffe in den USA verantwortlich gemacht werden, in anderen Ländern, in denen es nicht regelmäßig zu Amokläufen kommt, ähnlich häufig vorkommen.