Ukraine-Krieg: Tausende fliehen, Kampfflugzeuge abgeschossen – Was in der Nacht passiert ist
Frankfurter Rundschau
Tausende fliehen vor dem Ukraine-Krieg. Selenskyj nennt klare Prioritäten bei Verhandlungen mit Russland. Die Ereignisse der Nacht im Überblick.
Kiew – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj* wendet sich nach drei Wochen Ukraine-Konflikt*, Flucht, Krieg und Vertreibung an diesem Donnerstag (17.03.2022) mit einem direkten Appell an Deutschland. Der 44-jährige Präsident der Ukraine soll am Morgen per Videoschalte im Bundestag sprechen. In der Nacht meldete die Ukraine erneut Kämpfe mit russischen Angreifern unter anderem in der Nähe der Hauptstadt Kiew. Große Sorge herrscht im Ukraine-Krieg nach wie vor um die Menschen in der belagerten und teilweise zerstörten Hafenstadt Mariupol.
Der Bürgermeister von Mariupol, Wadim Bojchenko, meldete in der Nacht über den Dienst Telegram, Menschen könnten die Stadt nun mit Privatautos verlassen. Binnen zwei Tagen seien rund 6500 Autos aus Mariupol herausgekommen. Doch gebe es keine Feuerpause, die Menschen seien unter Beschuss geflohen. Am Mittwoch hatte es in Mariupol einen verheerenden Bombenangriff auf ein Theatergebäude gegeben. Bojchenko sagte, dort hätten sich mehr als 1000 Menschen befunden, es sei eine „weitere Tragödie“. Die Zivilisten sollen in dem Gebäude Schutz gesucht haben. Für den Angriff geben sich die Ukraine* und Russland* gegenseitig die Schuld.
Zum eigentlichen Kriegsgeschehen meldete die ukrainische Armee in der Nacht, es seien zwei weitere russische Kampfflugzeuge vom Typ Suchoi Su-35 und Su-30 über der Region Kiew* zerstört worden. An Land konzentrierten sich russische Einheiten demnach vor allem auf die Sicherung ihrer Geländegewinne. Es gebe Bemühungen russischer Truppen, südlich der Stadt Isjum vorzudringen, wohl um eine Offensive in Richtung Slowjansk fortzusetzen.
Dabei seien sie aber nicht erfolgreich. Die russische Marine blockiere zudem nach wie vor die Schifffahrt im nordwestlichen Teil des Schwarzen Meeres. Das russische Militär wiederum behauptete, die Besatzungen von 70 ausländischen Schiffen säßen wegen von ukrainischer Seite verminter Gewässer dort fest. Die Angaben beider Seiten können nicht unabhängig geprüft werden.
Russland hatte die Ukraine am 24. Februar angegriffen und verzeichnet seither Geländegewinne im Norden, Osten und Süden des Landes. Zugleich verhandeln beide Seiten über Optionen, den Krieg zu beenden. Dazu könnte sich die Ukraine möglicherweise für neutral erklären und im Gegenzug Sicherheitsgarantien erhalten.Präsident Selenskyjs Berater Alexander Rodnyansky dämpfte jedoch in der ARD-Sendung „maischberger. die woche“ die Hoffnung auf eine baldige Friedenslösung. Russland versuche, Zeit zu kaufen, um neue Truppen heranzuziehen und dann wieder eine Offensive starten.