Transidente Frauen ziehen in den Bundestag ein: Zeichen für eine offene Gesellschaft
Frankfurter Rundschau
Im Parlament wird künftig nicht mehr über queere Menschen gesprochen, sondern mit ihnen. Ein historischer Wendepunkt.
Frankfurt - Als ich Tessa Ganserer am Morgen nach der Bundestagswahl 2021 erreiche, sind die Koffer schon gepackt. Am nächsten Tag steht die erste Fraktionssitzung der Grünen an, für die die 44-jährige Nürnbergerin im kommenden Bundestag sitzen wird – als eine von zwei offen transidenten Frauen.
„Ein historischer Moment“ sei der Wahlabend gewesen: „Wir haben damit in Deutschland Geschichte geschrieben.“ Dabei hatte sie sich noch mehr erhofft, wollte der CSU im Wahlkreis Nürnberg-Nord das Direktmandat abjagen. Bis August habe es noch ganz danach ausgesehen. Schließlich reichte es noch für Platz 2 vor der SPD, aber hinter der CSU. Wahlergebnisse, so Ganserer auch kritisch gegenüber ihrer Partei, seien „das Ergebnis von einem Teamspiel und nicht alleine der Kandidatin geschuldet“.
22,6 Prozent Erststimmen hat diese Kandidatin erobert, sie versteht das als „deutliches Zeichen für eine offene und tolerante Gesellschaft“. Imponiert hatte vielen Menschen Ganserers Outing im Landtag 2018, sich zu ihrem Frausein zu bekennen. Gewählt wurde sie jetzt aber auch als Kämpferin etwa gegen ein obsoletes Stadtautobahnprojekt in Nürnberg: urgrüne Verkehrspolitik also. Nun bringt sie die bayerische Landesliste in den Bundestag.