
Taliban greifen zur Verfassung aus Königszeit
n-tv
Die bisherige afghanische Verfassung gilt aufgrund der verankerten Freiheitsrechte als vergleichsweise progressiv. Den Taliban passt das wiederum gar nicht. Übergangsweise soll darum die wenig demokratische Konstitution aus der Zeit der Monarchie wiederbelebt werden.
Die militant-islamistischen Taliban in Afghanistan wollen vorübergehend die Verfassung aus der Zeit des 1973 abgesetzten Königs Sahir Schah anwenden. Demnach war der König weder dem Volk noch dem Parlament gegenüber rechenschaftspflichtig. Ausgenommen von der alten Verfassung seien Artikel, die dem Islam widersprächen, sagte Taliban-Justizminister Abdul Hakim Scharai einer Erklärung seines Ministeriums zufolge.
Die Verfassung von 1964 soll demnach für die Zeit der Übergangsregierung gelten. Wahlen haben die Taliban seit ihrer Machtübernahme Mitte August nie in Aussicht gestellt. Die Islamisten dürften in Kabul auf unabsehbare Zeit an der Macht bleiben. Ihre derzeit fast 50 Mitglieder umfassende Übergangsregierung besteht nur aus Männern aus dem Umfeld der Taliban.