Surfen bei Olympia: Leon Glatzer tanzt auf dem Brett
Frankfurter Rundschau
Leon Glatzer ist auf Hawaii geboren und in Costa Rica aufgewachsen, trotzdem sei er „more German than a Bratwurst“ – nun startet er als erster deutscher Surfer bei Olympia
Tokio – Eines Vormittags klopft es plötzlich an der Tür. Herein, bedeutet der Lehrer eher mürrisch, die Köpfe der Jungs und Mädels schnellen gespannt zur Seite, und herein tritt eine Frau. Mittleren Alters, gut gekleidet, freundlich dreinblickend, und dennoch irgendwie fehl am Platze. Ist ja schließlich gerade Schule. Also? Viele fragende Blicke – beim Lehrer, bei den Schülerinnen und Schülern, vor allem bei einem, 13 Jahre ist er alt, bald 14, ein fleißiger Bub, sportlich begabt noch dazu. In der Tür steht seine Mutter. Katja Glatzer, die aus dem nordhessischen Kassel stammt und einst als Model arbeitete, hat es der Liebe wegen nach Costa Rica verschlagen, in die Hauptstadt San José, gelegen zwischen dem Talamanca-Gebirge im Süden und einer Vulkanlandschaft im Norden, weit weg vom Wasser, zu weit weg vom Sehnsuchtsort ihres Sohnes, der das Meer liebt, die Wellen, vor allem das Surfen. Leon Glatzer, der damals 13-Jährige, ist auf Hawaii geboren, das erste Mal aufs Surfbrett steigt er, als andere noch Schwimmen lernen. Mit vier Jahren nimmt ihn seine Mutter mit, zeigt ihm ihre Leidenschaft, das Brett und das Meer, nur ein paar Schrittchen darf er raus, nah am Strand, sicher ist sicher, er liebt es sofort. Dann, mittlerweile ist er acht Jahre alt, folgt der Umzug nach Costa Rica, ins Landesinnere, zwei, drei Stunden weg vom blauen Gold. Surfen ist jetzt fast ausschließlich in den Ferien möglich, ab und an mal an Wochenenden, aber selten. Bis zu diesem einen Vormittag. Da steht die Frau Mama also in der Tür des Klassenraums und sagt: „Leon, lass deine Bücher und alles da, wir fahren an den Strand.“ Er sei völlig perplex gewesen, erzählte Leon Glatzer, heute 24, dem Magazin „GQ“, „aber ich bin mit ihr auf den Parkplatz und da stand ihr Auto zum Brechen voll gepackt – mit allen unseren Surfbrettern auf dem Dach und noch einem winzigen Platz für mich. Und so sind wir wieder zurück nach Pavones gezogen.“ Direkt ans Meer, ins Golfo Dulce, mitten hinein ins Surferparadies Costa Ricas. Das erste Mal auf dem Brett, „das war das beste Gefühl meines Lebens“, berichtet der große Glatzer dem Sportinformationsdienst über seine Erinnerungen an den kleinen Leon, „Ich habe zu Mama gesagt: Hey, ich will das mein ganzes Leben machen.“ In Pavones darf er es, mit 16 unterschreibt er schließlich seinen ersten Profivertrag.More Related News