
Super-Rookie mischt die Formel 1 auf
n-tv
Die große Show bleibt diesmal aus, beim Grand Prix der Formel 1 in Monza geht die Sicherheit vor. Das verärgert vor allem die heimischen Ferrari-Fans, denn so kann Charles Leclerc nicht mehr versuchen, Max Verstappen zu attackieren. Weiter hinten sitzt einer völlig unverhofft im Cockpit - und kann sich feiern lassen.
Ein Formel-1-Rennen hinter dem Safety-Car zu beenden, widerspricht der Natur eines Sports, der auf Action, auf Geschwindigkeit und auf Rad-an-Rad-Duelle ausgerichtet ist. An einem Ort wie Monza, auf einem Kurs, der als Hochgeschwindigkeitstempel weltbekannt ist, wirkt es nahezu widersinnig. "Man hätte das Rennen schneller freigeben können für die Show", meinte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto. Leidtragender war sein Star Charles Leclerc, der nicht mehr die finale Überholchance bekam gegen Max Verstappen. Der Wagen von Daniel Ricciardo stand am Streckenrand, weil ein Gang eingelegt war, mit Anschieben war nichts. Und das Abschleppen dauerte aufgrund der örtlichen Begebenheiten zu lang, so schnell kam der Bergungskran nicht dahin. Der Weltverband betonte noch mal: Sicherheit hat oberste Priorität. Dass es das Rennende beeinflusste, war schlecht für die Show, aber irgendwie ist die Formel 1 bei aller Show ein Sport nach Regeln.
Er hatte diese Phasen in seiner Karriere, in denen der ungebremste Ehrgeiz auch mal brachial mit ihm durchging. In Monza vor einem Jahr zum Beispiel. Verstappen crashte in den Mercedes des damaligen Titelverteidigers Lewis Hamilton und blieb mit dem Red Bull auf dem Silberpfeil liegen. Hamilton hatte großes Glück, auch, dass es den Cockpitschutz Halo seit einigen Jahren gibt, obwohl so viele anfangs dagegen waren. Der ungestüme Max Verstappen wird in diesem Jahr mit jedem Rennen mehr Vergangenheit. Der Niederländer ist in diesem Jahr einfach nicht zu stoppen - und limitiert seine Größe auch selbst nicht mehr. Sein Red Bull ist stark, Verstappen aber ist noch stärker. Das hat der 24-Jährige auch in Monza einmal mehr bewiesen, er hat einfach keine Schwächen. Das ist natürlich gut für Verstappen, aber schlecht für die Formel 1. Nach dem spannenden Kampf um die WM im Vorjahr herrscht diesmal Langeweile, schon im nächsten Rennen könnte er den Titel erfolgreich verteidigen. Das erinnert an die lähmende Überlegenheit eines Michael Schumacher, Sebastian Vettel oder Lewis Hamilton in ihren besten Zeiten.
Am Freitag saß der Niederländer im Training zunächst als Testfahrer im Aston Martin, am Samstag musste er dann plötzlich in einen Williams steigen - weil Stammpilot Alex Albon der Blinddarm entfernt werden musste. Aber auch ohne Vorbereitung hängte de Vries im Qualifying seinen Teamkollegen Nicholas Latifi locker ab, im Rennen holte der Rookie dann sensationell Platz neun und damit zwei Punkte. Kein Wunder, dass die Fans den 27-Jährigen zum Fahrer des Tages wählten. Auch die Kollegen zollten ihm anschließend Anerkennung, jeder wollte ihn umarmen oder mindestens auf die Schulter klopfen. "Unglaublich", stellte Mercedes-Teamchef Toto Wolff bei Sky fest. "Steigt da in die Kiste ein im 3. Freien Training, qualifiziert sich vorm Teamkollegen und fährt mal locker, lässig in die Punkte. Und das ohne Training - also schon richtig gut."