Studie zeigt: Sexueller Missbrauch in Familien zu wenig aufgearbeitet
Frankfurter Rundschau
Immer wieder werden Fälle von sexualisierte Gewalt Familien aufgedeckt. Wie schwer diese Situationen vor allem für Kinder sind, zeigt eine neue Studie.
Berlin - Für Kinder ist es besonders schwer, sexuellem Missbrauch in Familien zu entkommen. Viele Familien können sich leicht nach außen abschotten und so Hilfe und Eingreifen von außen verhindern - das hat eine Studie zu Berichten über Taten in vergangenen Jahrzehnten ergeben. Die Untersuchung der unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs wurde am Dienstag (07.09.2021) in Berlin vorgestellt. Es gäbe eine große Scheu, sich in die Familie einzumischen. Das sagte die Vorsitzende der Kommision und Autorin der Studie, Sabine Andresen, sagte. Offenbar würden viele Menschen denken, es gehe sie nichts an, was hinter der Haustür einer Familie vor sich gehe, erklärte Andresen. Auch bei Fachkräften der Jugendämter sei diese Scheu vorhanden gewesen, hätten Opfer von Missbrauch der Kommission berichtet. Den Kindern werde von den Tätern vermittelt, dass alles, was in der Familie passiere, auch in der Familie bleibe. „Für die Kinder als Opfer in den Familien gab es keine offiziellen Ansprechpartner für Hilferufe.“ Dringend nötig sei die weitere Aufarbeitung, sagte Andresen. Das betreffe besonders auch die Jugendämter und ihre Arbeit in den letzten Jahren. In der Studie wurden 870 Berichte ausgewertet. Die Täter waren überwiegend Männer und die Opfer meist Mädchen. 87 Prozent männliche und 13 Prozent weibliche Täter wurden in der Studie festgestellt. Zum sexuellen Missbrauch zählten Vergewaltigung, aber zum Beispiel auch Handlungen wie Reiben und Berühren über der Kleidung. Fast die Hälfte der 1153 angegebenen Täter (48 Prozent) waren leibliche Väter, Pflegeväter und Stiefväter. Außerdem nannten die Opfer Groß- und Stiefonkel, Brüder, Großväter und andere Verwandte. Zehn Prozent der Täter und Mittäter waren Mütter.More Related News