Strom, Preis, Fehlplanung: Deshalb stockt die E-Auto-Offensive
Frankfurter Rundschau
Deutschland soll langfristig E-Auto-Land werden – ist davon aber noch weit entfernt. Das liegt auch an zu hohen Preisen und politischer Fehlplanung.
Berlin/Brüssel – EU und Bundesrepublik setzen auf E-Mobilität. Die Ampel ruft im Koalitionsvertrag 15 Millionen E-Autos bis 2030 aus, die EU besiegelte das Verbrenner-Aus und stellte Anfang Juli ein Gesetz zur besseren Ladesäulenversorgung vor. So soll ein Grundproblem der E-Offensive gelöst werden. Doch ob damit die ambitionierten Ziele erreicht werden, ist fraglich. Die E-Mobilität wird aktuell nicht so stark von den Menschen angenommen, wie es sich die Politik wünscht. Das liegt auch an zu hohen Preisen und politischer Fehlplanung.
Langfristig soll es nur noch E-Autos geben. In der EU dürfen ab 2035 keine mit fossilem Diesel oder Benzin betankten Autos mehr neu zugelassen werden. Eine Ausnahme gilt auf FDP-Initiative für die mit synthetischen Kraftstoffen betriebenen E-Fuels. Dieser politische Druck macht sich teilweise schon bezahlt. In Europa sind im Juni erstmals mehr Elektro- als Dieselautos neu zugelassen worden (15,1 zu 13,4 Prozent Marktanteil). Benziner blieben die meistverkauften Wagen (36 Prozent) vor Hybridwagen (24).
„Die Deutschen tun sich mit der Anschaffung von Elektroautos weiterhin schwer“, teilte das Statistische Bundesamt 2022 mit. Seitdem stieg der E-Auto-Anteil, er ist jedoch nach wie vor überschaubar. In Deutschland sind knapp eine Million E-Autos zugelassen. Das entspricht einem Gesamtanteil aller PKW von 4,5 Prozent. Pro Tag müssten etwa 5000 E-Autos neu zugelassen werden, um die Ampel-Marke zu erreichen. Stefan Randak, Experte für alternative Antriebe, spricht daher von „Wunschdenken“. Randak leitet den Geschäftsbereich Automotive der Beratungsfirma Atreus und steht regelmäßig mit der E-Branche im Austausch. Im Gespräch mit dem Münchner Merkur skizziert er den aktuellen Zustand der E-Mobilität und sagt: „Es vergeht kein Tag, an dem nicht neue Probleme an uns herangetragen werden.“
Der verkehrspolitische Sprecher der CDU/CSU, Thomas Bareiß, bewertet das Ampel-Ziel ebenfalls als unrealistisch und sagt auf Merkur-Anfrage: „Fehlende Netzanschlüsse, langwierige Genehmigungsprozesse und viel zu umständliche Förderprogramme hemmen den Ausbau.“ Nachfolgend schauen wir uns diese Probleme etwas genauer an.
Wohl der gravierendste Bremsklotz für den Kauf ist die Preisfrage, das zeigen Umfragen. Elektroautos sind dank Förderung erschwinglicher geworden, kosten aber immer noch mehr als die Verbrennerkonkurrenz. Der ADAC kürte jüngst den Kleinwagen Dacia Spring Electric 45 Essential zum billigsten E-Auto mit einem Neupreis von 22.750 Euro. Die meisten E-Autos sind deutlich teurer und Verbrenner insgesamt günstiger zu haben.