
So plant die NATO den Abwehrkrieg gegen Russland
n-tv
Erstmals seit dem Ende des Kalten Kriegs beschäftigt sich die NATO mit umfassenden Verteidigungsplänen. Das Gipfeltreffen in Litauen stellt die Weichen dafür, wie ein Abwehrkampf im Osten geführt werden kann. Auf Deutschland kommt dabei wie früher eine zentrale Rolle zu.
Ein Angriff Russlands gegen das Baltikum oder gegen Polen? Was viele Jahre lang als absolut unrealistisch galt, beschäftigt seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine wieder Hunderte Militärstrategen der größten Verteidigungsallianz der Welt. Beim NATO-Gipfeltreffen in Litauen bestätigten die Staats- und Regierungschefs geheime Pläne für den Fall der Fälle. Auf über 4400 Seiten wird festgelegt, wie kritische Orte im Bündnisgebiet geschützt und verteidigt werden sollen. "Die Verbündeten haben die umfassendsten Verteidigungspläne seit dem Ende des Kalten Kriegs gebilligt", sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Vilnius.
In ihrer Gipfelerklärung beschreiben die Staats- und Regierungschefs die aktuelle Lage in düsteren Worten. "Der Frieden im euroatlantischen Raum wurde zunichtegemacht", heißt es dort. Russland habe mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine gegen die Normen und Grundsätze verstoßen, die zu einer stabilen und vorhersehbaren europäischen Sicherheitsordnung beigetragen hätten und sei nun "die größte und unmittelbarste Bedrohung für die Sicherheit der Verbündeten und für den Frieden und die Stabilität im euroatlantischen Raum".
Mit den Plänen schlagen die NATO-Staaten als Reaktion ein altes Kapitel neu auf. Denn sie entsprechen nach Angaben von Militärs in Grundzügen den Dokumenten, die es in der Zeit des Kalten Kriegs gab. Damals war die Geografie allerdings noch eine andere - und es wurde insbesondere für den Fall geplant, dass Deutschland vom Gebiet der damaligen DDR und Tschechoslowakei aus angegriffen wird. Heute gelten hingegen vor allem die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen als besonders bedroht.