Schriftstellerin Tanja Maljartschuk: „Die Menschen in der Ukraine haben die Opferrolle abgelegt“
Frankfurter Rundschau
Die Schriftstellerin Tanja Maljartschuk spricht über ihre Angst und die Situation von Kollegen, die das Land bereits als Soldaten verteidigen.
Tanja Maljartschuk, können Sie die Frage, wie es Ihnen geht, überhaupt beantworten?
Nein, nicht mehr. Das Ich existiert nicht mehr für mich. Es sind nur wir, die ukrainischen Bürger, ob sie im Land oder außerhalb des Landes leben. Alle sind wir gleichermaßen schockiert und gleichermaßen bereit zu kämpfen. Der Krieg hat auch meinen Körper erreicht, ich muss das so sagen.
Ihren Körper?
Am ersten Tag des Krieges konnte ich mich nicht bewegen. Meine Beine, Füße waren steif. Die Wut, vor allem die Angst lähmten mich. Wie ist das, wenn man eine Schriftstellerin ist und einer in dein Haus kommt und will dich töten, was machst du? Nimmst du die Waffe in die Hand? Wirst du diesen Mann erschießen können oder selbst sterben?
Sie wohnen seit 2011 in Wien, erleben das aber so unmittelbar?