
Schalke reißt den BVB unsanft zu Boden
n-tv
Borussia Dortmund kassiert nach dem Champions-League-Aus auch in der Fußball-Bundesliga einen herben Rückschlag. Mit einem kaum zu erklärenden Remis auf Schalke geht eine Serie von acht Siegen zu Ende. Die Gastgeber sind dagegen völlig beseelt.
Da standen die Fußballer in Königsblau nun Minuten nach dem Abpfiff, Arm in Arm, staunten und auch wenn einige von ihnen nicht gar verstanden, was ihnen die dröhnende Nordkurve gesanglich entgegenschleuderte, so spürten sie alle, was da zuvor in der bebenden Arena in Gelsenkirchen-Erle passiert war. Der Mythos Schalke war erwacht. Mit einer erlösenden Gewalt. Joker Kenan Karaman hatte in der 79. Minute das 100. Revierderby zum zweiten Mal gedreht. Schalke hatte wieder ausgeglichen, zum 2:2 (0:1). Und Schalke war nach diesem wuchtigen Kopfball auf dem besten Weg, den wohl unwahrscheinlichsten Punkt der vergangenen Wochen in der Fußball-Bundesliga einzusammeln. Gegen eine Borussia aus Dortmund, die zwischenzeitlich die Sterne vom Himmel gespielt hatte und manchmal auch das Matchglück arg strapazierte, die ein ernstzunehmender Titelkandidat geworden war.
Schalke changierte in den 14 Minuten zwischen Ausgleich und Abpfiff zwischen grenzenloser Euphorie und fast panischer Anspannung. Wann immer die Dortmunder auf das Tor von Ralf Fährmann zu rannten, hielt die Arena die Luft an und prustete sie heraus, wenn ein Königsblauer den Ball aus der Gefahrenzone drosch. Immer wieder involviert war Henning Matriciani, der wohl wie kein anderer Spieler das Schalke im Spätwinter 2023 verkörpert. Als sich der Abwehrmann in der 90. Minute überragend in einen Schuss von Mo Dahoud warf, tobte das Stadion. Matricani war in diesem Spiel, in dieser Saison oft an seine Grenzen gestoßen, aber er hatte nie aufgegeben, sich festgebissen und wurde belohnt. Wie seine Mannschaft eben. 2:2, was ein Ergebnis, was ein Erfolg. Und es wäre in diesem wilden Derby noch mehr möglich gewesen. Zwei Minuten später hätte Éder Balanta fast das 3:2 erzielt, aber BVB-Ersatzkeeper Alexander Meyer entschärfte den Schuss aus gut 14 Metern mit einem starken Reflex.
Verdient wäre das sicher nicht gewesen, nicht, wenn man die gesamten 90 Minuten zum Bewertungsmaßstab erhebt. Aber wozu Referenzgrößen heranziehen? Derby ist Derby. Nur darum geht's, nur das zählt. Und so feiert Schalke einen Punkt, der emotional viel wichtiger ist als tabellarisch (vielleicht ändert sich in der Abrechnung nach 34 Spieltag der Blick darauf noch einmal). Am Ende einer Woche mit zwei Derbys, erst der Sieg beim VfL Bochum und nun das Remis gegen den BVB, mischen die Schalker tüchtig mit im Kampf um den Klassenerhalt. Noch vor wenigen Wochen war das unvorstellbar. Und wenn sie vom Mythos Schalker Markt singen, von der Geschichte, die dort einst begann, dann ist das nun vielleicht die eines neuen Wunders.