Piranhas im Jungbrunnen
Frankfurter Rundschau
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat ihren Hunger wiederentdeckt und kombiniert gute Qualität mit noch viel mehr Willenskraft
Es war spät geworden im Bauch des nordmazedonischen Nationalstadions von Skopje. Und es wurde dann noch ein wenig später, weil das Reinigungskommando der Gastgeber es im kargen Pressekonferenzsaal sehr genau nahm. Nach den umfangreich übersetzten Ausführungen des heimischen Trainers nach dem 0:4 (0:0) gegen Deutschland wurde das Podium mit einer Dunstwolke aus Desinfektionsmitteln behandelt, wie man sie sonst nur aus Flugzeugen mit Pestiziden bei Heuschreckenplagen über Weizenfeldern verspritzt sieht. Bis die fleißigen Putzkräfte dann die feuchten Duschen von Stühlen und Tisch trocken gewischt hatten, dauerte es noch ein paar Minuten länger.
Danach war des Bundestrainers schon zuvor im RTL-Gespräch mit dem redseligen Lothar Matthäus erkennbare Unlust, über seinen wiederauferstandenen Nationalstürmer Timo Werner zu sprechen, noch größer. Der erkältete Hansi Flick beantwortete die drängenden Fragen mit rauer Stimme und wies immer wieder auf die Teamleistung hin. Die wollte er nicht allzu sehr mit individuellem Lob - weder für den Doppeltorschützen Werner noch für den zweifachen Vorlagengeber Thomas Müller - überdecken.
Flick sah so gar nicht wie ein Siegertrainer aus, der gerade eine WM-Qualifikation eingetütet hatte. Und auch nicht wie ein fröhlicher Fußballlehrer, der eine Mannschaft, die noch im Juni am Boden klebte wie ein altes Kaugummi, wieder gut in Schwung gebracht hat.