Kerber: „Ich bin mit mir im Reinen“
Frankfurter Rundschau
Angelique Kerber über junge Talente, ihr Karriereende nach Olympia in Paris und ihre Rolle als Beraterin für den Deutschen Tennis Bund. Ein Interview von Thorsten Remsperger.
Angelique Kerber, frühere Nummer eins der Tennis-Weltrangliste, hat nach den Olympischen Spielen in Paris ihre Karriere beendet. Im Gespräch mit der FR erzählt sie, wie sie das Frauentennis in Deutschland wahrnimmt und was sie für das WTA-Turnier im Sommer in Bad Homburg erwartet, für das die 36-Jährige als Turnierbotschafterin tätig ist.
Frau Kerber, war es für Sie die richtige Entscheidung, Ihre Karriere zu beenden?
Ja! Es war für mich die richtige Entscheidung, auch weil ich es vor Paris verkündet habe und somit alle Wegbegleiter und Fans gefühlt an meiner Seite hatte. Eine bessere Bühne als die Olympischen Spiele in Paris hätte ich mir für meinen Abschied nicht wünschen können. Wenn ich an diese Tage denke, bekomme ich immer noch Gänsehaut, denn all die Emotionen, die Aufs und Abs, die meine aktive Karriere geprägt haben, durfte ich in Paris noch einmal binnen kürzester Zeit erleben. Hinzu kam, dass ich für das Team Deutschland gespielt habe und die Unterstützung von allen gespürt habe. Für mich hat sich dort bei Olympia ein Kreis geschlossen. Ich war mit mir im Reinen.
Hat sich der große Aufwand für ein Comeback gelohnt, das schon nach acht Monaten wieder beendet war?
Ich wollte es unbedingt noch einmal versuchen und würde es jetzt sicher bereuen, wenn ich es nicht getan hätte. Und diese acht Monate möchte ich im Rückblick auch überhaupt nicht missen. Ich wusste von Anfang an, dass es sehr schwer werden würde, den Anschluss an die Weltspitze zu finden. Aber in gewisser Weise war der Weg auch das Ziel, denn es kamen etliche wunderbare Erfahrungen hinzu. Wir sind oft als Familie gereist, meine Tochter war bei nahezu allen Turnieren dabei. Das bedeutet mir gerade auch im Rückblick sehr viel. Diese Zeit hat mich zudem als Mensch geprägt, ich musste mich umstellen, flexibler werden, habe neue Seiten an mir entdeckt. Wenn ich an das Comeback denke, bleiben insgesamt mehr positive als negative Erinnerungen.