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Nordkoreas taktische Nuklearwaffen: Welchen Plan Kim Jong-un verfolgt
Frankfurter Rundschau
Nordkorea soll einen Marschflugkörper getestet haben. Doch welches Ziel verfolgt Machthaber Kim Jong Un mit seinen taktischen Nuklearwaffen?
Pjöngjang – Falls man der Berichterstattung nordkoreanischer Medien Glauben schenken will, hat ihre Regierung letzten Monat einen Marschflugkörper getestet. Der mit einem Sprengkopf ausgerüstete Militärflugkörper soll innerhalb von zwei Stunden eine Strecke von 1500 Kilometern zurückgelegt haben, so die amerikanische Nachrichtenseite NK News. Analysen nach dem Test legen nun nahe, dass das Regime in der Lage ist, taktische Nuklearwaffen zu entwickeln, was ein Zeichen dafür sein könnte, dass Nordkorea nukleare Verhandlungen anstrebt.
Die breitere Anwendbarkeit von taktischen Nuklearwaffen erhöhe die Chance eines strategischen nuklearen Austausches. Die Tatsache, dass Nordkorea demnach nun über solche Waffen verfügt, könnte bedeuten, dass es diese auch einsetzt, sobald es Konflikte geben sollte. Laut Angaben der NK News gibt es auch andere signifikante Risiken: Da die Kontrollstrukturen in Nordkorea unklar sind, könnten taktische Nuklearwaffen leicht gestohlen und mit anderen Staaten geteilt werden.
Dass Nordkorea Interesse an solchen Nuklearwaffen hat, ist kein Geheimnis. Anfang des Jahres verkündete Kim Jong-un, dass er solche Waffen sowie Atom-U-Boote entwickeln lassen würde. „Ich glaube nicht, dass taktische Nuklearwaffen vieles ändern würden, weil Nordkorea gerade Japan mit einem nuklearen Einsatz drohen könnte und sich Südkorea mit üblichen Waffen vom Leibe hält“, sagte David Santoro, Präsident des Forschungsinstitutes „Pacific Forum International“. „Ich glaube nicht, dass sie nukleare Waffen auf der Halbinsel anwenden würden, obwohl sie es könnten.“