Nicht nur Rainer Koch ist das Problem
Frankfurter Rundschau
Ja, die Abwahl des umstrittenen Funktionärs ist eine Chance für den DFB, sich zu erneuern. Doch von selbst geht es nicht. Ein Kommentar.
Was Beharrungskräfte und öffentliches Ansehen angeht, befindet sich der Deutsche Fußball-Bund nicht weit entfernt von der katholischen Kirche.
Das soll nun besser werden. Die Chancen sind dadurch gewachsen, dass der umstrittenste deutsche Fußballfunktionär, der Bayer Rainer Koch, aus dem Präsidium abgewählt wurde. Und zwar nach seinem peinlichen Auftritt völlig zu Recht. Zu selbstgerecht war der 63-Jährige im Plenum aufgetreten. Seine Tage in zentraler Machtposition sind gezählt. Als DFB-Vertreter in der Uefa ist er langfristig nicht mehr tragbar. Persönlich ist das ein bitteres Schicksal für den Multifunktionär, der das Netzwerken lebte wie kein anderer,
Der neue, mit breiter Mehrheit ausgestattete DFB-Präsident Bernd Neuendorf muss sich nun mit Taten an seinen wohlfeilen Worten messen lassen. Vergleichbar kraftvoll waren auch seine drei zurückgetretenen Vorgänger ins hohe Amt gestartet – und allesamt auf maximal unliebsame Art und Weise gescheitert.
Sieben Verbandschefs binnen sieben Jahren (mitsamt der dreimaligen zwischenzeitlichen Interims-Präsidentschaften) legen ein mangelhaftes, ach was: ein vollkommen ungenügendes Zeugnis ab. Respekt gebührt dem unterlegenen Peter Peters, der wusste, dass er kaum eine Chance hat und dennoch auch in der Niederlage aufrecht blieb.
Die rhetorische Strategie des entmachteten Rainer Koch zielte darauf ab, die Hauptschuld am schlechten Image des DFB den bösen Medien zuzuschieben. Auch wenn es in Teilen stimmt, dass einzelne Journalisten in eiferndem und geiferndem Jagdinstinkt mitunter verschwörerisch unterwegs waren – der Beifall für Kochs von wenig Selbstkritik zeugender Rede blieb noch nicht einmal spärlich. Sondern minimalistisch. Fürwahr schon vor der Abwahl eine akustische Abreibung für Koch, der sich mit seinem unsouveränen Auftritt selbst demaskierte.