Missbrauchsvorwürfe erschüttern Bistum Trier – Staatsanwaltschaft wertet brisantes Material aus
Frankfurter Rundschau
Ein ehemaliger Priester soll auf Auslandsreisen wohl hunderte pornografische Aufnahmen von Jugendlichen gemacht haben. Sein Neffe entdeckte das Material.
Trier – Über Jahrzehnte soll ein Priester besonders Jugendliche sexuell missbraucht und teils in pornografischen Posen fotografiert haben. Nach dem Tod des Mannes Ende November vergangenen Jahres hat sein Neffe nun Material mit jugendpornografischen Aufnahmen gefunden.
In Friedrichsthal bei Saarbrücken habe Steffen Dillinger im Haus seines Onkels etwa 1000 Dia-Aufnahmen entdeckt. Er geht von mehr als 100 Opfern aus – vor allem aus Afrika, Südamerika und Asien. Die Bilder seien in erster Linie auf Reisen entstanden.
„Der Fall lässt mich nicht los“, sagte Steffen Dillinger der dpa. Unter den Opfern seien den Angaben zufolge Pfadfinder, Messdiener, Schüler und Studierende, aber auch junge Frauen gewesen. Allerdings fühlt sich der Neffe bei der Aufarbeitung alleingelassen. „Ich möchte, dass das seriös aufgearbeitet wird.“ Das sehe Dillinger nach Kontakten zum Trierer Bischof Stephan Ackermann und zur Aufarbeitungskommission im Bistum nicht.
Steffen Dillinger sei „enttäuscht von dem System“. Da rede man über Dinge, obwohl man das Material noch gar nicht angeschaut habe. „Und man gibt mir Belehrungen.“ Andererseits sei er auch erleichtert, dass sich die Behörden des Materials angenommen haben, sagte Dillinger, der beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden arbeitet. Inzwischen wertet die Kriminalpolizei Mainz das Material aus.
Der Fall gilt als einer der bislang größten Missbrauchsfälle, der das katholische Bistum Trier erschüttert. Das Ausmaß der mutmaßlichen Taten von Edmund Dillinger ist bislang unklar. „Im Moment erreichen uns viele neue Informationen und Hinweise, die wir zunächst auswerten und zusammenführen müssen“, teilte der Trierer Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg mit.