Messis Flirt mit den Saudis
Frankfurter Rundschau
Messi soll nun suspendiert werden, nicht trainieren, nicht spielen und – Achtung – für diese Zeit auch nicht bezahlt werden. Ein Kommentar
Gerade erst hat das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ wieder eine Geldrangliste veröffentlicht, die stets großes Interesse hervorruft. Welcher Sportler verdient am meisten? Für die Ikonen zählen nicht allein viele Titel, sondern speziell in der Kicker-Branche kann es vom schnöden Mammon nie genug sein. Warum sonst wäre Cristiano Ronaldo wohl nach Saudi-Arabien gegangen? Der Wechsel zu Al-Nassr hat sich wohl gelohnt, denn nach seriösen Quellenangaben hat der 38-Jährigen in den vergangenen zwölf Monaten umgerechnet 123,2 Millionen Euro kassiert. Gehalt, Handgeld, Provisionen, Werbeeinnahmen – alles eingerechnet. Ergo hat der eitle Pfau mehr als im Vorjahreszeitraum eingestrichen, als er noch bei Manchester United unter Vertrag stand. Ronaldo hat damit sogar Lionel Messi überflügelt, der bei 117,7 Millionen Euro taxiert wird.
Obwohl der Argentinier mit Paris St. Germain einen ebenfalls sehr großzügigen Arbeitgeber mit Geldquellen in Fernost hat, noch drei Jahre jünger ist und zuletzt bei der WM in Katar eindrucksvoll demonstriert hat, dass er besser spielt als Ronaldo. Gut möglich, dass sich beide bald im direkten Duell in Saudi-Arabien wiedersehen; in einem Land, dass es mit Frauen- und Menschenrechten nicht so genau nimmt, aber das kümmert die beiden Weltstars herzlich wenig.
Mit der Tourismusbehörde „Visit Saudi“ hat Messi seit längerem einen Deal abgeschlossen, der beinhaltet, auf allen Kanälen der Gefolgschaft heile Welt vorzugaukeln. Regelmäßig muss „La Pulga“ auch vor dem Herrscherhaus antanzen. Deshalb ist er mit Frau Antonella und den Söhnen kürzlich nach Riad geflogen, obwohl in Paris eigentlich ein Straftraining zu absolvieren gewesen wäre, nachdem das vom FC Bayern in der Champions League eliminierte PSG-Starensemble in der französischen Liga sich mal wieder einen Lustlos-Auftritt geleistet hatte.
Messi soll nun suspendiert werden, nicht trainieren, nicht spielen und – Achtung – für diese Zeit auch nicht bezahlt werden. Eine kleine Strafe dafür, dass er unerlaubt eine als Kurzurlaub getarnte Geschäftsreise in das Land unternahm, das mit allen Mitteln die WM 2030 ausrichten will. Die Masche folgt dem schlechten Vorbild Katar, das ja vorgeführt hat, wie schnell die für (Geld-)Geschenke aller Art empfängliche Fifa um den Finger gewickelt werden kann. Sollte Saudi-Arabien bald auch noch Ronaldos ewigen Gegenspieler Messi in seine viertklassige Liga locken, wäre interessant, wer im nächsten Jahr laut „Forbes“ die meiste Kohle aus der Sportwelt einsackt. Ein Wachwechsel könnte sich ankündigen.