Mörfelden: Lieder für den Frieden auf Vinyl
Frankfurter Rundschau
Volker Arndt sorgt seit 13 Jahren im Kulturbahnhof Mörfelden dafür, dass Schallplatten gespielt werden. Sein Vinylrettungsabend stand am Donnerstag unter dem Motto „Frieden“.
Friedensproteste auf der Straße, Friedensgedenken an den Schulen. Der Krieg in der Ukraine hat das Thema allgegenwärtig gemacht. Volker Arndt aus Mörfelden-Walldorf geht es auf besondere Art und Weise an: Als langjähriger „Vinylretter“ hat er am Donnerstagabend Peace-Songs, Lieder für den Frieden in der Welt, im Kulturbahnhof (KuBa) Mörfelden aufgelegt. Bei freiem Eintritt.
Immer am dritten Donnerstag eines Monats steht Arndt im Kulturbahnhof an den Turntables, um die Schallplatte unter dem Motto „Das Vinyl wird gerettet“ nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Seit 13 Jahren macht er das nun schon; am Samstag jährt sich sein ehrenamtliches Engagement, das er am 19. März 2009 begonnen hat. Für sein Jubiläum hätte er sich ein weniger trauriges Thema gewünscht, sagt er. Es sei ihm aber wichtig gewesen, mit Peace-Songs einen Beitrag gegen das Leid und den Tod, den Kriege mit sich bringen, zu leisten. „Gerade in schweren Zeiten hilft Musik sehr viel“, sagt er. „Man muss aber genau hinhören.“
Am Donnerstag bekamen die Besucher:innen vier Stunden lang neben Altbekanntem auch Arndts Raritäten zu hören – wie etwa eine Single von Udo Jürgens aus dem Jahr 1970, die auf der B-Seite den kaum bekannten Titel „Peace Now“ beinhaltet. Oder den Anti-Kriegs-Song „War“, mit dem Norman Whitfield seinen größten Erfolg hatte. Eine ganze Stunde lang beschäftigte sich Arndt musikalisch mit dem 2008 verstorbenen Soulkomponisten, der zu einem der weltbesten Songwriter aller Zeiten gekürt worden war.
Schon als Jugendlicher habe er in der Schule als DJ Platten aufgelegt und begonnen, die schwarzen Scheiben zu sammeln, erzählt Arndt. Seine Sammelleidenschaft ist auch mit 62 Jahren ungebrochen; 15 000 bis 20 000 Schallplatten nennt er mittlerweile sein Eigen. Und trotzdem fand er für den Schallplattenabend am Donnerstag nur wenige Lieder, in denen „Frieden“ oder „Peace“ im Titel vorkommt. „Es scheint fast, als handele es sich unter den deutschen Interpreten um eine Art von Tabu. Im englischsprachigen Raum ist die Thematik zwar weiter verbreitet, aber dennoch geringer anzutreffen als von mir erwartet.“ Trotzdem hätte sein Fundus für drei Vinylabende gereicht.
Die Songs zu spielen, genügt dem Vinylretter nicht. Arndt hat sich ein breites Musikwissen angelesen, das er weitergeben will, bevor ein Lied zu hören ist. „Schon als Jugendlicher habe ich alle Rocklexika auswendig gelernt“, erzählt er. Da wundert es nicht, dass die Besucher:innen bis aus Bad Homburg kommen, um seiner Fachkompetenz und den Liedern zu lauschen. „Bei mir muss Musik auch Qualität haben“, sagt Arndt.