Kuss-Skandal in Spanien: Jetzt spricht der Onkel von Luis Rubiales
Frankfurter Rundschau
Der Skandal um den aktuell suspendierten spanischen Fußball-Verbandspräsidenten Luis Rubiales ebbt nicht ab. Nun erhebt auch sein Onkel Vorwürfe.
Madrid - Es wird nicht ruhiger um den aktuell suspendierten spanischen Fußball-Verbandspräsidenten Luis Rubiales. Nach dem Kuss-Skandal bei der Frauen-WM 2023 und weiteren Enthüllungen und Anschuldigungen, die den 46-Jährigen betreffen, äußert sich nun Rubiales‘ Onkel mit teils schwerwiegenden Vorwürfen.
In der zweitgrößten spanischen Tageszeitung, der El Mundo, berichtet das Familienmitglied Juan Rubiales, der auch dessen ehemaliger Stabschef beim spanischen Verband RFEF war, in einem Interview von pikanten Anschuldigungen. So musste der Onkel seinen Neffen zwischenzeitlich mit „Präsidenten“ statt mit „Luis“ ansprechen, als es einst zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Verwandten gekommen war.
Auch hinsichtlich des umstrittenen Kusses im Rahmen des Frauen-WM-Finales bezieht Juan Rubiales Stellung und sagt, dass ihn diese Szenen „nicht überrascht“, jedoch „schockiert“ hätten. Weiter poltert der Onkel: „Luis Rubiales war schon immer ein Mann mit deutlichem Macho-Einschlag, sehr arrogant und mit der für Torrente typischen Einstellung.“ Auch glaubt Juan Rubiales, allerdings in einem weiteren Interview mit der El Confidencial, dass der Sohn seines Bruders „psychologische Hilfe und ein soziales Umerziehungsprogramm“ brauche.
Seine charakterliche Einstufung seines Neffens untermauert Juan Rubiales in dem El Mundo-Interview mit weiteren Anekdoten. So entpuppte sich ein als Arbeitstreffen deklariertes Meeting von RFEF-Funktionären als Party, bei denen auch mehrere bezahlte junge und nackte Frauen anwesend waren. Der Onkel habe sich gegenüber des damaligen Verbandspräsidenten echauffiert und sagte: „Du bist verrückt geworden, sie sind 18 Jahre alt, sie könnten deine Töchter sein!“ Die Party sei zudem dem Verband in Rechnung gestellt worden.
Obwohl Juan Rubiales lange eng und hierarchisch weit oben mit seinem Neffen, nämlich in dessen Anfangsjahren als Präsident, beim RFEF tätig war, zeigte er diesen 2022 wegen Korruption an, eben wegen der oben genannten Orgie auf Verbandskosten. Diesen Schritt habe er unternehmen, weil er befürchtet habe, so der Onkel, von seinem Neffen selbst als Organisator der pikanten Reise bezichtigt zu werden. Auch prangerte er die Vergabe des Supercups nach Saudi-Arabien an, da es auch hier Unregelmäßigkeiten und einen Korruptionsverdacht gegenüber Luis Rubiales gegeben hätte und ein besseres Angebot aus Katar aus dem Grund abgelehnt worden sei, weil eine vermittelnde Firma des Ex-Barcelona-Stars Gerard Piqué dann keine Millionenzahlungen an Provision erhalten hätte.