Krieg in Äthiopien: „Der Schlüssel für dauerhafte Einheit ist Dialog“
Frankfurter Rundschau
Die Regierung in Äthiopien lässt im Drohnen-Krieg zivile Ziele angreifen, sendet aber erste Signale für Verhandlungen.
Addis Abeba – Bei einem Drohnen-Angriff der äthiopischen Luftwaffe in der Tigray-Provinz sind mindestens 56 Zivilist:innen ums Leben gekommen und 30 verletzt worden. Angehörige humanitärer Organisationen berichteten der Nachrichtenagentur Reuters, der Angriff in der Nacht zum Samstag (08.01.2022) habe einer Schule in Dedebit im Westen der Bürgerkriegsprovinz gegolten, in der mehrere Hundert Vertriebene untergebracht waren – vor allem ältere Menschen und Kinder.
Die Verletzten, darunter auch Kinder, seien in ein Krankenhaus in der Provinzstadt Shire gebracht worden, wo sie Angehörigen der Hilfsorganisation von dem Luftangriff berichteten. „Es war stockdunkel, und wir konnten nicht wegrennen“, soll der 75-jährige Asefa Gebrehaworia erzählt haben, dessen Freund bei dem Angriff ums Leben kam: Er selbst überlebte mit Verletzungen an Händen und Beinen.
Die humanitäre Hilfsorganisation wollte ihren Namen nicht veröffentlichen, weil die äthiopische Regierung Hilfswerke wiederholt an ihrer Arbeit gehindert hatte – mit der Begründung, sie würden die Volksbefreiungsfront Tigrays (TPLF) unterstützen. Die Regierung in Addis Abeba gab bislang keine Stellungnahme zu dem Vorfall ab, dementierte in der Vergangenheit allerdings immer, zivile Ziele mit Drohnen anzugreifen.
Während an der Front zwischen den Regierungstruppen und den Kämpfern der TPLF derzeit kaum Kampfhandlungen gemeldet werden, halten die Drohnen-Angriffe der äthiopischen Luftwaffe an: Nach Angaben von Hilfsorganisationen sollen dabei seit Mitte Oktober mehr als 200 Zivilist:innen getötet und fast 250 verletzt worden sein.
Kurz vor dem Angriff am äthiopischen Weihnachtsfeiertag, dem 7. Januar, gab die Regierung die Freilassung mehrerer hochrangiger Oppositioneller bekannt, darunter auch Politiker:innen der TPLF. Sie wolle damit ein „Signal für nationale Einheit und Versöhnung“ setzen, teilte das Informationsministerium mit: „Der Schlüssel für dauerhafte Einheit ist Dialog. Dafür wird Äthiopien jedes Opfer bringen.“