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Kremlkritiker in Moskau von Auto überfahren
n-tv
Alles wieder nur ein Unfall? Vor wenigen Tagen fährt ein Auto den russischen Kriegsgegner Rubinstein an. Nun erliegt der bekannte Dichter seinen Verletzungen. Rubinstein hatte es gewagt, den Angriff auf die Ukraine als "kriminellen Krieg" zu bezeichnen und den Kreml zu kritisieren.
Der russische Dichter und Kreml-Kritiker Lew Rubinstein ist tot. Der 76-Jährige starb an diesem Sonntag, sechs Tage nachdem er in Moskau von einem Auto angefahren und schwer verletzt worden war, erklärte seine Tochter Maria Rubinstein in ihrem Blog auf der Website "Live Journal".
Rubinstein war am 8. Januar beim Überqueren einer Straße in der Hauptstadt angefahren und in kritischem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert worden. Nach Angaben der Moskauer Verkehrsbehörde hatte der bereits an mehreren Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung beteiligte Autofahrer vor dem Zebrastreifen nicht abgebremst.
Der 1947 in Moskau geborene Rubinstein war ausgebildeter Bibliothekar und einer der großen Namen der sowjetischen Untergrund-Literaturszene der 1970er- und 1980er-Jahre. Er war Mitbegründer des Moskauer Konzeptionalismus, der den Sozialistischen Realismus ablehnte und sich über ihn lustig machte. Rubinstein schuf mit seiner "Karteikarten-Poesie" ein eigenes Genre, das Theater und Poesie vereinte: Der Dichter las auf der Bühne kurze Sätze vor, die auf Karteikarten geschrieben waren.