
"Karten eindeutig zugunsten der Russen gemischt"
n-tv
Ein Interview des ukrainischen Generalstabschefs erregt in der vergangenen Woche großes Aufsehen und ruft sogar Präsident Selenskyj auf den Plan: Walerij Saluschnyj sagt darin, die Ukraine brauche eine "Wunderwaffe", um aus der Pattsituation mit Russland herauszukommen. Oberst Markus Reisner erklärt im wöchentlichen Interview mit ntv.de, woran das liegt und welche das sein könnte.
ntv.de: Präsident Selenskyj hat am Wochenende in einem Interview eingeräumt, dass die Ukraine in einer "schwierigen Situation" stecke, gleichzeitig aber Generalstabschef Walerij Saluschnyj widersprochen, der von einer Pattsituation an der Front gesprochen hatte. Wem geben Sie recht?
Markus Reisner: Saluschnyj geht in seinem Gastbeitrag im "Economist" sehr hart ins Gericht mit der Situation in der Ukraine. Er trifft einige sehr starke Aussagen, wie zum Beispiel, dass die derzeitige Pattsituation sehr an den Ersten Weltkrieg erinnert. Das Dilemma besteht darin, dass die Ukraine sowie Russland jedes taktische Vorgehen des jeweils anderen auf dem Gefechtsfeld sofort erkennen kann. Durch den Einsatz von vielen Drohnen kommt es dazu, dass keine Seite in die Offensive gehen kann, ohne dass es nicht zu einem unmittelbaren Einsatz von Artillerie und anderer Wirkmittel des jeweiligen Gegners kommt. Saluschnyj gesteht ein, dass die Offensive nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat. Aus dieser Pattsituation heraus entsteht ein Abnutzungskrieg, bei dem die Karten eindeutig zugunsten der Russen gemischt sind - vor allem, was die Ressourcen betrifft. Diesen Aussagen hat Präsident Selenskyj widersprochen. Aber es gibt auch einige Hintergrund-Interviews mit Leuten aus dem unmittelbaren Umfeld von Selenskyj, wo die Frage gestellt wird, ob er sich die Dinge nicht selbst schönredet.
Und, tut er das?