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Junkies in Glasgow
Frankfurter Rundschau
Der UN-Klimaprozess alleine kann das drängendste Menschheitsproblem nicht lösen. Weitere Initiativen sind nötig.
Ein Gedankenexperiment. Die Vereinten Nationen (UN) veranstalten eine Konferenz, um das globale Rauschgiftproblem in den Griff zu bekommen. Alle dürfen dabei sein und über die Maßnahmen mitbestimmen – auch die Produzenten von Heroin, Ecstasy und anderen Drogen, ebenso die die Dealer und die Abhängigen.
Die Abstimmungen müssen einstimmig erfolgen. Und wenn nur einer, zum Beispiel die Heroin-Produzenten aus Mexiko, mit der Abschlusserklärung nicht einverstanden ist, wird sie entschärft oder fällt ganz durch. Insofern würde es als Erfolg gelten, wenn es in dem verabschiedeten Text dann heißt: Der Rauschgiftkonsum soll bis 2030 weltweit halbiert und der Ausstieg aus dem Heroin angegangen werden. Nur: Zu hoffen, dass damit allein das Problem gelöst würde, wäre höchst naiv.
Die 26. UN-Konferenz zum globalen Klimaschutz-Problem hat genau unter solchen Bedingungen stattgefunden, so wie die 25 vorher auch. Die Kohlenstoff-Dealer waren stimmberechtigt, wie etwa Saudi-Arabien, Australien und Russland, die Abhängigen sowieso, also jeder der fast 200 Staaten der Erde. Insofern ist es fast schon ein Wunder, dass der „Glasgow Climate Pact“ zustande kam und von der Weltgemeinschaft abgenickt wurde.