Johnsons Corona-„Partygate“: Neue Berichte über regelmäßige „Wine-time Fridays“
Frankfurter Rundschau
Zu Beginn der Pandemie galten in kaum einem Land Europas strengere Lockdown-Regeln als in Großbritannien. Nun häufen sich Details über Regelbrüche des Premiers.
London – In der Affäre um zahlreiche Partys in Zeiten, als in Großbritannien strenge Corona-Regeln galten, setzen neue Details den britischen Premierminister Boris Johnson immer heftiger unter Druck. Nun deckten Recherchen der britischen Zeitung Mirror auf, dass im Dienstsitz des britischen Regierungschefs trotz Corona eine alte Tradition fortgeführt worden sein soll.
Dabei handelt es sich um die so genannten „Wine-time Fridays“, zu denen Johnson seine Mitarbeiter:innen ermutigt hätte, um „Dampf abzulassen“. Auch Johnson selbst habe mehrmals bei diesen Zusammenkünften vorbeigeschaut. Für die regelmäßigen Treffen während des Lockdowns sei sogar eigens ein Bürokühlschrank angeschafft worden, um Wein, Prosecco und Bier kühlzuhalten. Das berichtet die Deutsche Presseagentur mit Bezug auf die Mirror-Berichte.
Weil zuletzt immer mehr Details über den vermeintlich saloppen Umgang britischer Regierungsvertreter:innen und ihrer Beschäftigter während des Corona-Lockdowns ans Licht gekommen waren, setzen inzwischen sogar Vertreter von Johnsons Tory-Partei den britischen Premier unter Druck. Diverse konservative Politiker:innen forderten Agenturberichten zufolge zuletzt Johnsons Rücktritt.
Johnson selbst wolle sich politisch mit einem umfassenden Neustart aus der Bredouille befreien. Zu den Lockdown-Partys in seinem Regierungssitz laufen derzeit interne Untersuchungen, deren Ergebnisse der Premier abwarten will.
Besonders brisant waren zuletzt Berichte über Feiern im Regierungssitz im April 2021 – am Vorabend der Beerdigung von Queen-Gemahl Prinz Philip. Aufgrund der damals strengen Kontakt- und Abstandsregeln musste die 95-jährige Monarchin Queen Elizabeth II. während der Bestattung ganz alleine in der Kapelle ihrer Residenz Windsor sitzen.