Jürgen Klinsmann als Lehrmeister für Südkorea
Frankfurter Rundschau
Wie Jürgen Klinsmann es schaffte, sich für den neuen Job ins Gespräch zu bringen - und wie gut seine neue Mannschaft ist.
Jetzt, da die Meldung vom frisch unterschriebenen Vertrag bis zur Fußball-Weltmeisterschaft 2026 auf dem Tisch liegt, werden die Zusammenhänge klar. Dazu reicht es, nur ein paar Wochen zurückzureisen, zur WM nach Katar, wo der umtriebige Jürgen Klinsmann oft zweimal am Tag bei Spielen zugegen war - mit seinen Mitarbeitern der „Technical Study Group“ der Fifa. Zum ansonsten längst vergessenen Match der Vorrunde, Südkorea gegen Ghana, zum Beispiel: Als das asiatische Team mit zwei Treffern binnen drei Minuten einen 0:2-Rückstand ausglich, schnellte Klinsmann aus seinem Sitz, rief begeistert „Was ist denn hier los?“ und stand für den Rest des Spiels. Seine Parteinahme war eindeutig pro Südkorea. Und das gefiel einem seiner Fifa-Adlaten, die mit ihm von Partie zu Partie zogen: Du-Ri Cha. Und jetzt: Wird der Cha-Spezi und Südkorea-Fan der neue Nationaltrainer von Südkorea. Passt.
Erinnert ein wenig an 2004: Klinsmann, bis dahin nur ein Ex-Spieler, taucht als Markenbotschafter eines Kreditkartenunternehmens bei der EM in Portugal auf, kurz nachdem Rudi Völler als Teamchef zurückgetreten war. Und zack, ein paar Wochen später: Bundestrainer Klinsi. Muss man ihm lassen: Er versteht es, zu Trainer-Jobs zu kommen. War so auch beim FC Bayern (2008 – quasi aus dem Nichts) und 2019 bei Hertha BSC mit Abkürzung über den Aufsichtsrat.
Klinsmann wird in durchaus ehrfürchtigem Ton nachgesagt, er sei der einzige Mensch auf der Welt, der Uli Hoeneß zweimal über den Tisch gezogen habe (mit einem Spieler- und einem Trainervertrag). Jedenfalls: Die Masche vom schwäbisch-kalifornischen Sonnyboy verfängt immer wieder.
Der DFB hat ihm aus den Jahren 2004 bis 2006 eine strukturelle Erneuerung zu verdanken, mit den USA erreichte er 2014 das WM-Achtelfinale (und weiter kamen seine Nachfolger auch nicht). Südkorea hört gerne auf internationale Lehrmeister – Klinsmann könnte durchaus ankommen.
Die erste Bande wurde früh geknüpft. 2005 bekam Klinsmann einen Werbevertrag bei einem südkoreanischen Fernsehhersteller. Zu seiner Präsentation in Düsseldorf erschien er mit Verspätung, die aus Fernost angereiste Delegation wirkte etwas pikiert. Dann knipste Klinsmann sein Lächeln an, und alles war gut – und der Flachbildschirm trat seinen weltweiten Siegeszug an. So wird er zumindest das sehen.