Illegale Lockdown-Partys in Großbritannien: Druck auf Boris Johnson steigt
Frankfurter Rundschau
Was hat es mit den Lockdown-Partys der Regierung in Großbritannien auf sich? Der ehemalige Berater von Boris Johnson erhebt neue Vorwürfe.
London – Großbritanniens Premierminister Boris Johnson gerät in der Affäre um illegale Lockdown-Partys in der Londoner Downing Street 10 weiter unter Druck. Wenige Tage nach der im Dezember 2021 bekannt gewordenen Garten-Party während des ersten Corona-Lockdowns soll es eine weitere Feier gegeben haben, berichtete Dominic Cummings, ehemaliger Chefberater des Premierministers, am Freitag (07.01.2022).
Laut Dominic Cummings hat ein führender Mitarbeiter im Regierungssitz Großbritanniens per E-Mail zu einer Feier im Garten der Downing Street 10 eingeladen, die dort am 20. Mai 2020 stattgefunden haben soll. Es sollte „social distancing drinks“ geben, berichtet der britische Guardian. Im Vorfeld der Feier habe er gewarnt, dass es sich um einen Verstoß gegen die zu diesem Zeitpunkt geltenden strengen Corona-Regeln handelte, berichtet der Ende 2020 im Streit aus der Regierung ausgeschiedene Cummings. Er sei jedoch ignoriert worden. Er habe seine Zweifel jedoch schriftlich ausgedrückt, so dass sich seine Aussagen in der von Sue Gray geleiteten regierungsinternen Ermittlung nachprüfen ließen, erklärte Cummings in seinem Blogbeitrag.
Auch zu der Corona-Party im Garten von Boris Johnsons Regierungssitz am 15. Mai 2020 äußerte sich Cummings. Er sei dort gewesen, bestreitet jedoch, dass es sich um eine Feier gehandelt habe. Die Mitarbeitenden der Regierung hätten sich nach einer Besprechung im Garten der Dowining Street 10 unterhalten. Er habe mit Boris Johnson über das Coronavirus, Innen- und Außenpolitik und das Kabinett gesprochen. Währenddessen habe jemand, entweder Boris Johnson selbst oder dessen Privatsekretär Martin Reynolds, Wein geholt.
Entgegen der Darstellung von Dominic Cummings handelte es sich laut Quellen des Guardian jedoch um eine „Wein-und-Pizza-Party“. Die Stimmung sei fröhlich gewesen. Boris Johnson soll einem Anwesenden gesagt haben, dass sie sich die Getränke verdient haben, weil sie das Virus zurückgeschlagen hätten, berichtet der Guardian.
Eine interne Untersuchung soll derzeit klären, ob die Regierung gegen die eigenen Lockdown-Regeln verstoßen hat. Im Fokus stehen mehrere angebliche Partys im Dezember 2020. Die von Sue Grey geleiteten Ermittlungen seien auch auf die Garten-Party und die von Cummings geschilderte Veranstaltung ausgeweitet worden, berichtet der Guardian. Boris Johnson steht wegen der Vorwürfe bereits seit Wochen unter Druck. Angela Rayner, Chefin der Labour Party, bezeichnete die Garten-Party als einen „Schlag ins Gesicht der britischen Öffentlichkeit“. (Max Schäfer)