
Henning Matriciani verputzt den BVB zum Abendbrot
n-tv
Der FC Schalke 04 erkämpft sich gegen den BVB ein überraschendes Remis. Fußballerisch ist das Team aus Gelsenkirchen zwar deutlich unterlegen, aber in puncto Leidenschaft hält Königsblau voll dagegen, bestens verkörpert durch Henning Matriciani.
Und plötzlich staunten mindestens 55.000 der über 61.000 Zuschauer über Henning Matricani. Und vermutlich wussten die meisten Schalker gar nicht, worüber sie sich mehr wundern sollten. Über die eingeflogene Grätsche des 22-Jährigen in der 90. Minute oder über den Ausbruch danach? Als sich Matricani wieder aufgerichtet hatte, als er sah, dass der Ball aus der Gefahrenzone verbannt worden war, da rastete (ja, das darf man so sagen) der Außenverteidiger förmlich aus. Ballte beide Fäuste und schrie und schrie. Mit seiner Grätsche gegen den Schuss von Mo Dahoud aus den Untiefen von Gelsenkirchen-Erle hatte er die Arena emotional endgültig angezündet.
Matriciani hatte das 2:2 (0:1) im Revierderby gegen Borussia Dortmund so abgesichert. Er war in den 90 Minuten endgültig zum neuen Kultspieler erwachsen. Ein Herz für diesen zurückhaltenden Abwehrmann hatten sie in Gelsenkirchen schon länger. Aber immer wieder wurde die Verehrung auf die Probe gestellt. Denn nicht immer agierte der gebürtige Lippstädter so resolut und souverän wie an diesem Samstagabend. In der katastrophalen Hinrunde war er eines der Gesichter geworden, das die mangelnde Konkurrenzfähigkeit des Aufgebots in der Bundesliga ausdrückte. Vorwürfe hinsichtlich seiner Berufseinstellung konnte man ihm nie machen. Aber er war eben ein Mann, der bis vor knapp drei Jahren beim SV Lippstadt 08 und danach für die S04-Reserve in der Regionalliga-West spielte. Weit entfernt vom Niveau der höchsten deutschen Spielklasse.
Wie weit, das erlebte Matricani am 24. Januar dieses Jahres, als sein Team mit 1:6 daheim gegen RB Leipzig untergegangen war. Der "Kicker" schleuderte ihm die Note 6 entgegen. Bedeutet: Totalausfall. Doch der 22-Jährige blieb dran, biss sich weiter rein. So wie nun, knapp zweieinhalb Monate später. Matricani nahm es mit allem und jedem auf, was sich über seine ungewohnte linke Seite heranpirschte. Das waren etwa Marius Wolf und Donyell Malen. Zwei technisch starke und pfeilschnelle Spieler des BVB. Und als er nach zehn Minuten je einmal ein Duell gegen Wolf (Stellungsspiel) und Malen (Grätsche) gewonnen hatte, da war die Arena schon zweimal aus dem Häuschen gewesen. Gemeinsam mit Marius Bülter bildete er eine stabile Malocherachse - allein das hat schon Potenzial für uneingeschränkte Herzenswärme beim Kumpel- und Malocherklub.

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