Geknickter Vorflieger
Frankfurter Rundschau
Karl Geiger enttäuscht bei der Tournee, hadert aber weniger mit dem Wind als mit sich selbst
Am Tag danach blieb Karl Geiger lieber im Verborgenen. Kumpel Markus Eisenbichler übernahm die Öffentlichkeitsarbeit. Das lag auch nahe nach diesem grandiosen zweiten Platz am Neujahrstag mit dem er sich ganz nebenbei in der Gesamtwertung an Geiger vorbeischob. Doch die Gedanken galten dem Oberstdorfer: „Das ist bitter für ihn“, sagte er, „aber der Karl steckt das weg.“
Tags zuvor hatte es in dieser Hinsicht noch nicht allzu gut ausgesehen. Da war Karl Geiger ziemlich zornig durch den Auslauf der Olympiaschanze gestapft. „Ich war in der Form, ich habe alles getan“, murrte er, „und jetzt ist schon wieder alles gegessen. Das kotzt mich an“ Sprünge auf 130 und 127,5 Meter hatten für ihn nur zu Platz sieben gereicht. Zum neuerlichen Tagessieger und Gesamtführenden Ryoyu Kobayashi fehlen ihm vor der österreichischen Tournee-Halbzeit nun 32 Punkte, umgerechnet 18 Meter.
Geiger hätte gute Argumente gehabt, die Schuld für die geplatzten Tourneehoffnungen beim Wind zu suchen. Schon im Finale von Oberstdorf hatten sich die Lüfte gegen ihn gewandt. In Partenkirchen hatte er gleich zweimal die deutlich schlechtesten Bedingungen im Feld. Doch der 28-Jährige, der nun auch das Gelbe Trikot an Kobayashi weiterreichen musste, gab sich vor allem selbstkritisch: „Es waren aber auch nicht die Sprünge, die man bei den Bedingungen gebraucht hätte.“