Geflohener US-Soldat: Nordkorea äußert sich zu Gründen
Frankfurter Rundschau
Im Juli übertritt Travis King die Grenze zu Nordkorea. Nach Darstellung Pjöngjangs sucht er Zuflucht - wegen Rassismus und Unmenschlichkeit in der US-Armee.
Pjöngjang - Nordkorea hat sich zum ersten Mal offiziell zum Verbleib eines jungen US-Soldaten geäußert, der im Juli unerlaubt die innerkoreanische Grenze übertreten hatte. Travis King habe bei Ermittlungen zugegeben, absichtlich und illegal die Demarkationslinie überschritten zu haben, berichteten die staatlich kontrollierten Medien des Landes. King habe ausgesagt, dass er „der unmenschlichen Misshandlung und rassistischen Diskriminierung in der US-Armee“ entgehen wollte und deshalb nach Nordkorea übergetreten sei.
Nach Darstellung Pjöngjangs äußerte King den Wunsch, in Nordkorea oder einem Drittland Zuflucht zu suchen. Der 23-jährige Soldat sei von der „ungleichen Gesellschaft“ in den USA desillusioniert, hieß es weiter. Er sei durch die Volksarmee festgenommen worden, die Ermittlungen dauerten an.
Der Fall des jungen US-Soldaten gibt seit seinem Verschwinden im Juli Rätsel auf. Über seine Motive und Pläne war zunächst nichts bekannt. Nach Angaben der US-Streitkräfte in Südkorea hatte er an einer kommerziellen Tour entlang des südkoreanischen Teils der entmilitarisierten Zone teilgenommen und dann die Grenze zu Nordkorea absichtlich übertreten. An der Stelle wird die hoch gesicherte Grenze zwischen beiden Ländern nur durch eine niedrige Betonmauer markiert.
Wie das US-Verteidigungsministerium später mitteilte, hätte King eigentlich nach Hause zurückkehren sollen. In Südkorea hatte er nach einer Schlägerei und einer Auseinandersetzung mit der Polizei einige Zeit in Militärhaft verbracht. Gerichtsdokumenten zufolge hatte er während einer von Obszönitäten geprägten Tirade ein Polizeiauto beschädigt.
King musste in Fort Bliss (Texas) mit weiteren Disziplinarmaßnahmen rechnen. Als er in die USA geflogen werden sollte, konnte er jedoch am internationalen Flughafen Incheon entwischen und sich anschließend einer Besichtigungstour in der entmilitarisierten Zone anschließen. Obwohl südkoreanische und US-amerikanische Wachen ihn aufzuhalten versuchten, gelang es ihm dort, die Grenze von Süd- nach Nordkorea zu übertreten.