Frauenfußball in großen Stadien: Der Vorhang geht auf - endlich
Frankfurter Rundschau
Spät erkennen die deutschen Vereine, dass die Champions League der Frauen in die großen Arenen gehört.
Namhafter könnten die Paarungen kaum sein. Bayern München gegen Paris St. Germain, Real Madrid gegen FC Barcelona, Juventus Turin gegen Olympique Lyon und Arsenal WFC gegen VfL Wolfsburg: Wenn am Dienstag und Mittwoch das Viertelfinale der Women’s Champions League ansteht, dann schwärmt die Uefa-Abteilungsleiterin Nadine Keßler nicht ohne Grund von „großen Marken und magischen Zahlen“. Das neue Format mit Gruppenphase, die kostenlosen Übertragung bei Dazn und auf Youtube, aber vor allem das Bekenntnis der globalen Marken für ihre Frauen-Abteilung haben ein rasantes Wachstum auf allen Ebenen angestoßen.
Einer Entwicklung, der sich die deutschen Topklubs nicht verschließen können. Nun bespielen der Meister Bayern im Hinspiel gegen Paris (Dienstag 18.45 Uhr) und der Pokalsieger Wolfsburg im Rückspiel gegen Arsenal (31. März) die großen Arenen der Männer. In München sind bislang gut 10 000 Tickets abgesetzt, Trainer Jens Schauer freut sich auf „Gänsehaut-Feeling“, was im Vergleich zur oft tristen Atmosphäre auf dem Bayern-Campus sicher stimmt. Dennoch feiert Vorstandschef Oliver Kahn etwas zu überschwänglich „einen Meilenstein in der über 50-jährigen Geschichte unserer FC Bayern Frauenfußballabteilung“. Eher ist der Schritt überfällig.
Denn woanders purzeln ganz andere Rekorde, allen voran beim ersten Frauen-Clasico der Königsklasse. Für das Rückspiel von Barça gegen Real wird das Camp Nou mit seinen 85 000 Plätzen ausverkauft sein. Die Nachricht verkündete der FC Barcelona bereits am 17. Januar, die Bilder am 30. März werden um die Welt gehen. Bei den Bayern-Frauen liegt der beste Zuspruch bei jenen 7300 Besucher:innen, die vor fünf Jahren ebenfalls zu einem Champions-League-Viertelfinale gegen Paris ins Stadion an der Grünwalder Straße pilgerten. Damals trug die Nationalspielerin Sara Däbritz nicht das PSG-Jersey, sondern das Bayern-Trikot. Heute sagt sie: „Generell finden fast alle Viertelfinalpartien in den großen Männerstadien statt, das ist einfach wunderbar für den Frauenfußball.“
Ihr Ex-Klub hat vor allem finanziell nachgerüstet, um international den Anschluss zu halten. Inzwischen spielt ein Großteil der deutschen Nationalspielerinnen in der bayerischen Landeshauptstadt, aber das gewaltige Fanpotenzial dieses Großvereins bleibt bis heute trotz aller Doppelpässe in der digitalen FCB-Erlebniswelt ungenutzt.
Die zum FC Chelsea abgewanderte Melanie Leupolz beschwerte sich in früheren Jahren mehrfach über den fehlenden Mut der Führungsetage, nicht mal für die Highlight-Spiele der weiblichen Königsklasse nach Fröttmaning umzuziehen. Als sei der Rasen für Robert Lewandowski und Kollegen reserviert.