Frankfurt: Obdachloser mit Sperrmüll eingesammelt – Bestürzung nach Unglück groß
Frankfurter Rundschau
Ein obdachloser Mann wird im Frankfurter Bahnhofsviertel versehentlich mit Sperrmüll eingesammelt. Dabei zieht er sich lebensbedrohliche Verletzungen zu.
Frankfurt – Der Schock sitzt noch immer tief bei den Beteiligten. Am Dienstag war ein Obdachloser, der sich zum Schlafen in eine Schaumstoffmatte eingewickelt hatte, bei einer turnusmäßigen Sperrmüllbeseitigung der FES in der Moselstraße mit dem Greifarm eines Kleinlastwagens aufgeladen und dabei lebensbedrohlich verletzt worden.
„Wir sind auch am Tag danach noch bestürzt“, sagt FES-Sprecher Stefan Röttele. Die beiden Mitarbeiter der Abfallbeseitigung seien mit einem Schock ambulant im Krankenhaus behandelt worden und nun „bis auf Weiteres“ vom Dienst freigestellt.
Einen einfachen Übergang zum Tagesgeschäft werde es nicht geben, kündigt Röttele an: „Wir werden uns die Arbeitsrichtlinien ansehen müssen.“ Die Situation im Bahnhofsviertel sei bekannt: „Menschliches Elend und Unrat sind dort nahe beieinander“, so Röttele, der ergänzt: „Dem stellen sich unsere Leute täglich.“ Sie berichteten Röttele, zum Alltag im Bahnhofsviertel gehörten apathische Menschen, deren Sinne nicht anspringen oder die für Drogen im Rinnstein noch vor eine fahrende Kehrmaschine springen.
Allein zweimal in der Woche wird im Bahnhofsviertel wilder Sperrmüll beseitigt. Das Personal sei für die Situation im Bahnhofsviertel natürlich sensibilisiert, die beiden betroffenen Mitarbeiter seien auch erfahren. Aber das Unglück ereignete sich gegen 11.30 Uhr, zu einer Zeit also, zu der nicht unbedingt mit schlafenden Menschen auf dem Bürgersteig gerechnet werde.
Bei der Polizei hatte die FES sich am Mittwoch nochmal nach dem Zustand des Mannes, dessen Identität noch nicht geklärt ist, erkundigt. „Er wurde operiert, aber sein Zustand ist nach wie vor kritisch“, so Röttele. Welche Konsequenzen aus dem Unglück gezogen werden könnten, sei noch unklar. „Wir werden aber auch nochmal mit der Stadt als unserem Auftraggeber reden“, kündigt FES-Sprecher am Mittwoch Röttele an.