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Firma unter Betrugsverdacht: Tappten Geflüchtete in eine Kautionsfalle?
Frankfurter Rundschau
Zahlreiche Geflüchtete zahlen mehrere Tausend Euro, bekommen aber keine Wohnung. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Frankfurt – „Ich bin seit sieben Jahren in Deutschland und suche seit sieben Jahren eine Wohnung“, sagt Abdullah Dawit (Name geändert). Er habe alles versucht, sich beim Frankfurter Wohnungsamt angemeldet, auf Immobilienportalen gesucht und über Makler, viele „Bewerbungen“ geschrieben, erzählt der mehrfache Familienvater, der aus Afrika nach Deutschland geflüchtet ist. Nie hat es geklappt.
Obwohl Dawit arbeitet, kann er sich die meisten angebotenen Wohnungen nicht leisten, bei günstigeren kam er nicht zum Zug. Für eine geflüchtete Familie mit vier Kindern ist die Suche besonders schwierig, auch weil manche Vermieter:innen sie grundsätzlich ablehnen. Seit Jahren leben sie nun in einer großen Gemeinschaftsunterkunft. Dawit klagt nicht, aber sie wollen natürlich unbedingt raus, etwas Eigenes, Größeres finden.
Ende 2021 erfuhr er von einem Bekannten, der für eine Firma namens DIS Immobilien Relocation GmbH als Vermittler auftrat, dass in der Weilburger Straße im Gallusviertel Wohnungen frei seien. Dawit besichtigte dort eine Art Musterwohnung, die ziemlich leer war, und schöpfte Hoffnung. „Sie war schön und bezahlbar, um die zehn Euro Kaltmiete pro Quadratmeter.“
Während des Termins, an dem ein weiterer vermeintlicher Firmenmitarbeiter teilnahm, wurde ihm die Wohnung in Aussicht gestellt – und darauf hingewiesen, dass es natürlich viele Interessenten gebe. Also erledigte er schnell die von ihm verlangten Formalitäten, etwa den Nachweis seiner Identität durch den Pass. Eine Forderung machte Dawit etwas stutzig: „Ich sollte vorab Kaution zahlen – mehr als 3000 Euro.“ Doch der Mietvertrag schien in Ordnung, die Leute von der Firma wirkten seriös. Er unterschrieb. „Ich hatte Angst, dass die Wohnung sonst weg ist.“ Zunächst „konnten wir unser Glück kaum fassen. Vor allem die Kinder freuten sich sehr“. Rund 1000 Euro konnte er selbst für die Kaution aufbringen, um den Rest bat er einen ehrenamtlichen Helfer.
Dieser war skeptisch, wie er berichtet, warnte davor, die Summe zu überweisen, warf seine Bedenken aber über Bord, auch weil Dawit und dessen Familie sich so sehr nach einer Wohnung sehnten. Der Geflüchtete sollte dann noch eine Anzahlung für eine Küche leisten. Nach einigem Hin und Her nahm die Firma die Forderung zurück, da Dawit nichts mehr übrig hatte.